Laudatio von Christian von Hirschhausen: Buirer für Buir

„Und wenn euch das nicht gefällt: Buir kennt jetzt die ganze Welt. Egal was ihr tut und treibt, Hambi bleibt!“

Christian von Hirschhausen applaudiert den Buirern für Buir Bild: Piero Chiussi

Im Folgenden bilden wir die Laudatio von Christian von Hirschhausen auf die Buirer für Buir ab, Gewinner:innen des Jurypreises beim taz Panter Preis 2020. Die Laudatio wurde am Abend des 14. November bei der Verleihung live auf YouTube gehalten. (Anm. d. Red.)

Liebe Klimatist:innen, Bewerbergruppen, dear candidates in the Amazone, Lieber Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Verleihung des taz Panter Preises,

die Spannung steigt. Ich freu mich, dass ich für die gerade vorgestellte Jury, der ich angehöre, den Preis der Jury bekannt geben darf. Ich möchte mich in dem Namen auch bei all denjenigen bedanken, die die Vorbereitung zu diesem interessanten Abend durchgeführt haben. Wir sehen, die Spannung steigt, the pressure is increasing.

Eingangs muss ich noch sagen, dass alle vorgeschlagenen Gruppen, die wir dort jetzt sehen, den Preis verdient haben. Wir hatten spannende Diskussionen, wir hatten unterschiedliche Zugänge. Wir haben’s gesehen: Es gibt globale Themen, es gibt lokale Themen, es gibt große Gruppen, es gibt kleinere Gruppen, es gibt Individualtätigkeiten, es gibt Ost und West, Nord und Süd und es war schwer, aber letzten Endes mussten wir uns entscheiden.

Jubel von Andreas Büttgen Bild: Piero Chiussi

Der Jury taz Panter Preis 2020 geht an die Gruppe, die den Refrain zu folgendem Lied am besten mitsingen kann: „Ihr könnt zerstören, ihr könnt roden, baggern ganz tief in den Boden. Egal was ihr tut und treibt, Hambi bleibt!“ – Buirer für Buir, Gratuliere!

Über die Initiative

Die Initiative Buirer für Buir hat sich 2003 anlässlich einer Infoveranstaltung zum fortschreitenden Tagebau Hambach gegründet und ist über viele Jahre zu einer Initiative geworden, die global und lokal denken und handeln kann. Global, weil sie für Klima- und Umweltschutz kämpft und lokal, weil sie konkrete Schnittstelle ist. Einerseits gegen die Braunkohle vor der Haustür, dem Hambacher Wald und Garzweiler. Andererseits seid ihr aber auch zu einer Schnittstelle des Klimaschutzes zwischen Ost und West geworden.

wurde 1995 wurde er an der École nationale supérieure des mines de Paris in Betriebswirtschaftslehre promoviert und habilitierte sich 2002 an der Technischen Universität Berlin. Dort leitete er von 2002 bis 2004 und seit 2009 erneut das Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP). Er arbeitet seit Jahren zu energiepolitischen Themen.

Im Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ arbeitet ihr mit anderen Betroffenen gegen Abbaggerung, Zerstörung bedrohter Regionen, unter anderem in der Lausitz und auch im Leipziger Land. Und darüber geht auch ein Teil des Preises, zumindest virtuell, nach Leipzig, wo die Leipziger Ökolöwen sind, deren Umweltbibliothek immerhin die Umbruchphase 1988 überlebt hat und wo 20 km südlich das Dorf Pödelwitz tatsächlich der Zerstörung entkommen ist.

Der Preis geht aber leider auch aus einem traurigen Grund an euch, der eure Arbeit heute so prominent macht. Weder der Kohleausstieg in Deutschland noch in NRW ist zeitgemäß eingefädelt. Er entspricht auch nicht dem, was ihr in der Kohlekommission verhandelt habt. Vielmehr wird nach wie vor vor eurer Haustür, aber auch im benachbarten Tagebau Garzweiler 2, weiter abgebaggert.

Gerade gestern las ich ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden des dort Bergbau treibenden RWE, der sich angeblich, man sieht es auch auf der teuren Werbekampagne, einer Strategie in Richtung Erneuerbare verschrieben hat. Dem ist nicht so. Gerade wird das Dorf Lützerath zerstört. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Herz, Mut und Hartnäckigkeit

In diesem Sinne wünschen wir euch weiterhin Herz, Mut, Hartnäckigkeit, Kreativität und Kampfgeist, die Auswahlkriterien für den Panter Preis, der euch heute verliehen wird.

Und wir schließen in die Glückwünsche Freunde ein, mit denen ihr arbeitet: Eva Töller und Michael Zobel, die seit vielen Jahren Waldspaziergänge im Hambi organisieren und morgen in Lützerath eine Wache halten. Dirk Jansen, der seit Jahren die Klimabewegung mitkoordiniert. Die Aktivist:innen im Wald und viele mehr. Und Gerd Schinkel, der euch, und viele andere, unter anderem am 6. Oktober 2018, auf der großen Hambi-Demo musikalisch begleitet.

Leider gab es während der Liveveranstaltung einige Probleme mit der Tonqualität. Wir haben diese im Nachhinein korrigiert, sodass sie die Veranstaltung nun hier mit verbessertem Ton sehen können.

Und deshalb wünschen wir euch – und ihr könnt jetzt alle mitsingen - dass ihr in diesem Sinne weitermacht: „Und wenn euch das nicht gefällt: Buir kennt jetzt die ganze Welt. Egal was ihr tut und treibt, Hambi bleibt!“ Gratuliere!

Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des Fachebiets Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik an der TU Berlin