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Pianist Serkin tot

■ Er haßte die Geige und liebte das Klavier

Guildford (afp) — „Von Stilen halte ich nicht viel“, hat der Pianist Rudolf Serkin einmal gesagt, „wenn die Wiedergabe eines Musikstücks Sie nicht bewegt, ist die Wiedergabe schlecht.“ Sein eigenes Klavierspiel war präzise, nüchtern und galt als „keusch“. Am Mittwoch ist Serkin — einer der bekanntesten Klaviervirtuosen — im Alter von 88 Jahren in Guildford im US—Bundesstaat Vermont gestorben.

Die Musik war dem Sohn eines russischen Sängers bereits in die Wiege in der böhmischen Stadt Eger gelegt. Zuerst versuchte der ambitionierte Vater, seinem Sohn das Geigespielen näherzubringen. Doch das mißlang völlig. Serkin haßte die Geige sofort: „Sie war so nah am Ohr.“

Der „Wunderknabe“ begann seine musikalische Ausbildung in Wien. Im Alter von zwölf Jahren gab er dort sein Konzertdebüt am Klavier. Als 15jähriger wurde Serkin Schüler von Arnold Schönberg. Lange arbeitete Rudolf Serkin mit dem Geigenvirtuosen Adolf Bush zusammen. Eine berühmte Schallplattenaufnahme aus dieser Verbindung sind die Brahmsschen Sonaten für Klavier und Violine.

1933 flüchtete Serkin vor den Nazis in die USA. Sein Stern stieg dort rasant am Künstlerhimmel auf. Bereits 1936 gab er Konzerte mit den New Yorker Philharmonikern und ihrem Dirigenten Arturo Toscanini. Nachdem Serkin zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, machte ihn Toscanini zum Solisten seines Orchesters.

Über sich selbst sagte er einmal: „Ich begann Klavier zu spielen, bevor ich mich erinnern kann.“

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