piwik no script img

U-Häftling ohne Kindersegen

Frankfurt (ap/taz) — Ein fortpflanzungswilliger Gefangener, der derzeit in Frankfurt wegen Mordversuchs in U-Haft sitzt, muß wohl auf den Segen der Nachkommenschaft vorerst verzichten. Obwohl er im besten Mannessaft steht, verweigerte das uneinsichtige Frankfurter Oberlandesgericht dem 25jährigen die Fernzeugung eines Sprößlings. Der arme Gefangene wollte aus dem Knast heraus seiner Angetrauten durch künstliche Befruchtung zu einer Leibesfrucht verhelfen. Dieses harmlose Ansinnen wurde jedoch mit dem Argument, dadurch bestehe eine Gefahr für die Sicherheit (!) und Ordnung (!) in der Untersuchungshaftanstalt, von den schwarzgewandeten Paragraphenkennern abgeschmettert. Und das, obwohl der Gefängnisarzt und die hessische Landesärztekammer nichts gegen die sogenannte „homologe Insemination“ hatten und sie sogar für technisch durchführbar hielten.

Befürchtet wurde schlicht, daß das fruchtbare Beispiel Schule machen möchte und ein Knastbruder nach dem anderen zur Zeugung einer Familie schreiten könnte, ganz ohne seine Zelle zu verlassen. „Sofern die Zeugung eines ehelichen Kindes durch natürlichen Schöpfungsakt in noch absehbarer Zeit erwartet werden kann“, meinte das gestrenge OLG in seiner Urteilsbegründung daher, „muß die Erfüllung des Kinderwunsches zurücktreten.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen