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Werder - St.Pauli: Das Spiel danach

■ Platzverweis für Neubarth / Die beste Abwehr gegen den schlechtesten Sturm

20.000 waren ins Hamburger Stadion am Millerntor gekommen, um die 6:3-Supermannschaft vom Pokalspiel am vergangenen Mittwoch zu bestaunen, doch von diesem Glanz war nur noch die Mannschaftsaufstellung übrig geblieben. Und die auch nur bis zur 56. Minute: Dann flog Bremens Frank Neubarth wegen einer Ellbogen-Attacke vom Platz.

Bremen, die beste Abwehr der Bundesliga, verschlampte beim 0:0 gegen den FC St. Pauli einen wichtigen Punktgewinn. Damit dürfte die Meisterschaft abgeschrieben sein. Kleiner Trost: Nach diesem 13. Unentschieden in der laufenden Saison gibt es noch Hoffnung, den Remis-König Wattenscheid (14 Unentschieden) einzuholen.

Dabei hatte alles so frisch begonnen: Da bediente der Hamburger Allesspieler Andre Golke in der fünften Minute seinen Linksaußen Bernd Hollerbach im 16-Meter-Raum, und der zimmerte den Ball aus acht Metern direkt mit links auf das Tor. Werders Keeper Oliver Reck mußte sich da gewaltig langmachen, um den Hammer noch aus der oberen Ecke zu fischen. Hochmotiviert waren die Hamburger, sie brauchen Punkte gegen den Abstieg.

Daß in der ersten halben Stunde für Werder nichts Schlimmeres passierte, verdankte die Mannschaft ausschließlich der Unfähigkeit von St. Pauli. Golke, Zander, Hollerbach und Schlindwein quälten sich redlich, um Druck auf die Bremer Abwehr auszuüben. Aber wenn sie dann einmal am 16-Meter-Raum angekommen waren, versumpften die Angriffe im eigenen Gestolper. Golkes Kopfball in der 14. und Zanders Schuß in der 20. Minute waren die eher zufällig-brenzligen Situationen, die einmal an der räumlichen Begrenzung des Tores, beim andernmal an Oliver Reck scheiterten.

Ebenso kläglich die wenigen Werder-Chancen: Borowkas Gewaltschuß aus 25 Metern, Allofs Drehschuß nach Harttgen-Vorlage und Neubarths Kopfball nach Sauer-Flanke: Das war so ziemlich das einzige, was der sonst gern gefeierte Werder-Sturm zuwege brachte.

Geplänkel dann weiter nach der Pause bis zur 56. Minute. Neubarth stürmt in Höhe der Mittellinie, hat den Ball schon längst abgespielt, als er seinen Verfolger Hollerbach mit dem Ellenbogen in der Seite trifft. Rote Karte, Platzverweis, entschied der Lüneburger Schiedsrichter Manfred Harder. Neubarths Fehlen in der letzten halben Stunde fiel aber nur auf, wenn man genau nachzählte.

Werder machte hinten zu, St. Pauli stürmte und stolperte weiter. 27 Tore in 28 Spielen hatten die Hamburger bis Samstag in dieser Saison fabriziert, absoluter Minusrekord aller Bundesliga- Mannschaften, und es wurden einfach nicht mehr.

Am Ende mußte St. Pauli noch mit dem einen Punkt zufrieden sein: Jan Kocian verspielte in der vorletzten Minute den Ball im eigenen Strafraum. Aber Dieter Eilts scheiterte im Nachsetzen an Torhüter Ippig. Fazit für St. Pauli: Die Mannschaft bleibt heißer Abstiegsfavorit. Fazit für Bremen: Nur noch vier Punkte Vorsprung vor dem Tabellensechsten Frankfurt. mad

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