: Grüne kommen mit realpolitischer Crew
■ Helga Trüpel und Ralf Fücks im Tandem an der Spitze der Grünen zum Bürgerschaftswahlkampf
Realpolitisch wie das Programm schicken die Grünen nun auch ihre SpitzenkandidatInnen in den Wahlkampf: Das „Tandem“ an der Spitze sind, wie in der letzten Bürgerschaftswahl, Helga Trüpel und der, auch aus Trotz gegen das Debakel der verlorenen Bundestagswahl und allein auf Platz 2 kandidierende, Ralf Fücks.
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Trüpel
Helga Trüpel
Trüpel war für Platz 1 angetreten, wo sie 54 von 95 Grünen auch sehen wollten. In ihrem Eingangsstatement hatte es die Bürgerschaftsabgeordnete begrüßt, daß die streitbaren Fundis um Jutta Ditfurth die Partei verlassen haben. Trüpels Konkurrentin für Platz 1, Christine Bernbacher, altgediente Grüne der ersten Stunde und schon einmal aus der Bürgerschaft herausrotiert, setzte sich dann auf Platz 3 mit großer Mehrheit gegen Ute Treptow durch: Bernbacher, auf der Wahlversammlung von einigen wenigen als „Anbiederung an das bürgerliche Wählerpotential“ bezeichnet, erhielt 65 Stimmen. Ute Treptow, durch ihre Beirätearbeit mit Viertel-Bürgermeister Hucky Heck von der „Oberfundimeinung“ zur „ruhigeren“ Politik der „kleinen Schritte“ geläutert, blieb mit 21 Jastimmen auf der Strecke. KandidatInnenbefragung, sowie lang anhaltender Applaus und zahllose Gratulations- Küßchen nach Bekanntgabe des Wahl-Ergebnisses zeigten, was die Bremer Grünen mit Christine Bernbachers Namen auch nach außen verbinden wollen: Eine Erweiterung ihres Spektrums und Anknüpfen an Grüne Tradition.
Eine klare Abfuhr erteilte die Wahlversammlung im Konsul- Hackfeld-Haus gestern Ulrike Buchner, der Personalrätin im Amt für Soziale Dienste-Ost, früher Mitglied der DKP. Sie wolle
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Frau Ulrike Buchner
Ulrike Buchner
eintreten für eine „offenere, transparentere Gewerkschaftspolitik“, hatte sie der Wahlversammlung erklärt, und für eine „Umverteilung nach unten und in die südliche Halbkugel“. Einige, wie Marieluise Beck-Oberdorf und der Landesvorstand, sahen in Buchners Kandidatur eine Chance zur Öffnung der Partei.
Doch der Grünen Kandidatenjury lag Buchners politische Vergangenheit in der DKP und ihre jetzige Einstellung zur PDS weit mehr am Herzen: Nie zuvor habe sie sich in grüner Politik hervorgetan oder die Zusammenarbeit mit den Grünen gesucht. Ulrike Buchner mit dem Sprachgebrauch und dem Denken, die sich in ihrer Bewerbung offenbarten, im Namen der Grünen antreten zu lassen, warnte der Wissenschaftler Zoltan Szankay seine Partei jedoch und erhielt für die klare Gegenposition überraschend viel Applaus, den das Abstimmungsergebnis wenig später noch bestätigte: In der Bewerbung um Platz
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Christine Bernbacher
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Frau Ute Treptow
Ute Treptow
fünf unterlag Buchner (17) gegen die ebenfalls nicht zur Partei gehörende Umweltpolitikerin Elisabeth Hackstein (72) und Marlis Franzen (2). Buchner zog ihre Kandidatur dann auch ganz zurück.
Stattdessen kam überraschend die Frauenreferentin der Grünen, Maria Spieker, auf einen der aussichtsreichen Frauenplätze (Platz 9 mit 66 Stimmen in einer Stichwahl gegen Ute Treptow). Siegerin des Tages war gestern zweifellos die Psychologin Karoline Linnert: Als Expertin für Soziales, die auf ihrem Platz — wie Fücks — ohne Rivalin angetreten war, erhielt sie 80 von 94 Stimmen (Fücks hatte 76).
Für die Männerplätze setzten sich außerdem durch: Dieter Mützelburg (wie Bernbacher grüner Ex-Parlamentarier mit 47 Stimmen auf Platz 4), Innenpolitiker Martin Thomas in einer
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Mann Fücks
Ralf Fücks
Stichwahl gegen den Energieexperten und Beinahe-Fundi Walter Ruffler (auf Platz 6 mit 53 zu 41 Stimmen). Walter Ruffler erkämpfte sich dann in einer Stichwahl gegen den parteilosen Weser-Kurier-Betriebsrat Hermann Kuhn Platz 8, der wiederum ergatterte den letzten der sicheren Plätze gegen den Lehrer Wolfram Sailer. Birgitt Rambalski
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