Südkoreas Polizei verprügelt TrauermarschteilnehmerInnen

Die Polizisten in Seoul setzten Gasmasken auf, um sich vor den selbst abgefeuerten Tränengasgranaten zu schützen. Dann knüppelten sie auf die TeilnehmerInnen der Beisetzungsdemonstration ein, die gestern in der südkoreanischen Hauptstadt für den Studenten Kang Kyung Dae stattfand. Der junge Mann war in der letzten Woche von den Staatsdienern zu Tode geprügelt worden. Die „Ordnungskräfte“ versperrten nicht nur den DemonstrantInnen den Weg in die Innenstadt, sondern lieferten sich auch Straßenschlachten mit den Trauernden. Im ganzen Land beteiligten sich weit über 100.000 Menschen an den Protesten. Neben den 75.000 in Seoul demonstrierten nach Angaben der Polizei in 13 anderen Städten weitere 60.000 Menschen. Dazu nahmen an Kundgebungen in Hochschulen und Universitäten landesweit rund 40.000 Schüler und Studenten teil.

Der Trauermarsch in Seoul wurde von Kangs Familie und mehreren Oppositionsführern angeführt. Der Campus der Myungji-Universität von Seoul, von wo der Zug seinen Ausgang nahm, war mit riesigen Transparenten behängt, die das überlebensgroße Porträt des Toten neben Forderungen nach dem Rücktritt der Regierung und der Auflösung der Bereitschaftspolizei zeigten. 22.000 schwerbewaffnete Polizisten waren zum Schutz von Regierungsgebäuden und zum Absperren von Straßen aufgezogen, das größte Polizeiaufgebot in der Hauptstadt seit den Protesten von 1987, die zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Chun Doo Hwan führten. Foto: Reuter