piwik no script img

Radio-Bremen Redakteur gefeuert

■ Grund: Journalistische Tätigkeit / Kunert sieht sich als „Bauernofer“

Die fristlose Kündigung drückte der Personalchef von Radio Bremen am Mottwoch dem langjährigen „Kaffeepott“-Redakteur Michael Kunert mit höflichem „Bedauern“ in die Hand. Grund: ungenehmigte Nebentätigkeiten. Im Unterschied zu dem Moderator Kinzel, der für umstrittene rein kaufmännische Nebentätigkeiten nur eine „Abmahnnung“ in die Personalakte bekam, wurde Kunert wegen journalistischer Tätigkeiten gekündigt. Daß er für das Bremerhavener Stadtmagazin „Fischtown-News“ einen Artikel (Thema: ein Sportarzt) einen längeren Text schrieb, war von der Programmdirektorin genehmigt worden. Nicht genehmigt war aber, daß Kunert im Impressum unter „Redaktion“ auftaucht. Die Zustimmung des Personalrates könne unterstellt werden, steht im fristlosen Kündigungsschreiben, da der innerhalb von zwei Wochen nach Unterrichtung nicht Stellung genommen habe.

Kunert wundert sich, daß angebliche Personalvertreter einer fristlosen Entlassung zustimmen, ohne den Betroffenen überhaupt anzuhören. Er hätte ihnen gesagt, daß er nichts dafür kann, wenn ein Zeitungsherausgeber einen freien Mitarbeiter ins Impressum als „Redakteur“ schreibt — alle Stadtmagazine schmücken sich derart mit illustren „Redakteurs“-Namen. Eigentlicher Redakteur des Bremerhavener Magazins, so Kunert, sei nach wie vor Ulrich Mannhart, ein Schiffsschweißer, der tagsüber bei Rickmers-Lloyd arbeitet.

Besonders hart erscheint die Reaktion des Radio-Bremen-Direktoriums, weil Kunert von sich aus im März zum 31.12.1991 gekündigt hatte. Kunerts senderpolitische Erklärung: Er sollte das Bauernopfer für Kinzel spielen, dem auf derselben Direktoriumssitzung nur eine Abmahnung ausgesprochen worden war.

Jetzt will er vors Arbeitsgericht ziehen. Sein Hilfsargument: Als Sabine Meyer in einer Sail- Broschüre einen Text beisteuerte, wurde sie auch ins Impressum gesetzt. Auch sie konnte nichts dafür. Niemand nahm Anstoß.

Fischtown-News-Herausgeber Thomas Martineit hatte gestern gegenüber der taz eine einfache Erklärung dafür, daß Kunert im Impressum steht: Kunert redigiere, recherchiere, helfe beim lay-out, mache eben alles, was ein Redakteur eines Stadtmagazins so tut.

Im Falle des abgemahnten Moderators Achim Kinzel ist in dieser Woche zu einem Gespräch mit der Programmdirektorin gekommen. Vormittagsmagazin-Kollegen hatten schriftlich erklärt, sie sollten nicht mehr mit Kinzel zusammenarbeiten. Die Programmdirektorin teilte den Kollegen mit, daß über die weitere Verwendung von Kinzel noch nicht entschieden sei. Der Betroffene kommt Ende des Monats aus seinem kurzfristig angesetzten Jahresurlaub zurück K.W.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen