: Polen: Scharfe Debatte über Abtreibungsverbot im Sejm
Warschau (dpa) — Der Gesetzentwurf zum völligen Verbot von Abtreibungen hat am Donnerstag im polnischen Parlament zu erregten Auseinandersetzungen geführt. Um die Entscheidung hinauszuschieben, beantragte die Fraktion der „Demokratischen Union“ um den katholischen ehemaligen Premier Mazowiecki, jetzt noch nicht über den Entwurf abzustimmen, sondern die Regierung zur Ausarbeitung eines Planes zu beauftragen, wie Mutter und Kind sowie die Familien besser geschützt werden und Schwangerschaftsunterbrechungen eingeschränkt werden können.
Alle Debattenredner waren gegen Abtreibungen, viele warnten aber auch vor der rigorosen Strafdrohung. Der von der katholischen Kirche befürwortete Entwurf sieht Gefängnis bis zu zwei Jahren für jede Art von Schwangerschaftsunterbrechung vor, selbst wenn das Kind unheilbar krank zur Welt kommen würde oder die Schwangerschaft Ergebnis einer Vergewaltigung wäre. Einige Bischöfe hatten dazu aufgerufen, in der Nacht zum Donnerstag für den „Schutz des ungeborenen Lebens“ zu beten.
Die Agentur 'pap‘ veröffentlichte am Donnerstag die Ergebnisse einer Befragung. Danach sprach sich von rund 4.500 befragten Frauen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren nur jede fünfte für ein striktes Abtreibungsverbot aus. Ebenso viele Befragte wollten das Recht auf Schwangerschaftsunterbrechung einschränken. Mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) waren der Meinung, die Frau oder die Frau und der Kindesvater gemeinsam sollten frei entscheiden können. Für eine Bestrafung für Schwangerschaftsunterbrechungen sprachen sich nur 11,7 Prozent aus.
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