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Ausschuß wg. Schalck beschlossene Sache

■ Allgäuer Fleischfirma „Moksel“ in Verdacht, Millionen aus Schalcks Außenhandelsimperium verschoben zu haben

Berlin (dpa/taz) — Die SPD will die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der die Machenschaften des früheren DDR-Devisenbeschaffers und Stasi-Offiziers Alexander Schalck-Golodkowski durchleuchten soll, in der Bundestagssitzung am 5. Juni beantragen. Das erklärte gestern der Parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck. Angesichts der Fülle von Akten und Zeugen rechnete Struck mit einer Arbeitsdauer von mindestens zwei Jahren. Unklar ist noch der Status von Bündnis 90/Grüne und PDS, denen aufgrund ihrer geringen Abgeordnetenzahl keine Mandate in dem Ausschuß zustehen. Die SPD will anregen, ihnen je ein „beratendes Mitglied“ mit vollem Fragerecht zuzugestehen.

Neben der Staatsanwaltschaft wird sich dann wohl auch der Ausschuß mit dem Fleischverwertungsunternehmen „Moksel“ im oberbayerischen Buchloe beschäftigen müssen. Die jüngst durchsuchte Firma Moksel soll laut 'Spiegel‘ an der Hinterziehung von fast 14 Millionen Mark aus dem Vermögen von DDR-Staatsfirmen beteiligt gewesen sein. Die Verbindungen zwischen dem von Schalck geführten früheren Außenhandelsimperium „Bereich Kommerzielle Koordinierung“ (Koko) und der Firmenleitung sollen enger gewesen sein, als zugegeben. Der Direktor eines früheren Koko-Betriebes habe gemeinsam mit dem früheren Staatssekretär im DDR-Amt für Preise, Manfred Domagk, „mehrere Monate vor der Vereinigung“ an das Allgäuer Unternehmen 13,99 Millionen Mark transferiert: Bezahlung von „Verpackungsmaterial“. Ein solches Produkt werde aber „im Dunstkreis der Fleischfabrikanten nicht hergestellt“. Ob diese Millionen bei Moksel verblieben oder dort nur für einen anderen gelagert wurden, hofften die Justizbehörden aus den beschlagnahmten Akten zu erfahren. Die Firma Moksel und deren Töchter „Allmeat“ (Schweiz) und „Krumke“ (Berlin) stehen weiter in Verdacht, Auslandskonten für Schalcks KoKo geführt und Provisionen an die Schalck-Behörde gezahlt zu haben. wg

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