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Vorbeugender Rücktritt von Bundesbanker Pöhl

■ Die Spekulation ist vorbei: Im Herbst legt der Bundesbank-Chef sein Amt nieder/ Deutsche Währungsunion reicht, die europäische soll warten

Berlin (taz) — Er geht, bevor es noch mehr Krach gibt: Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl wird im Herbst noch zur Weltwährungskonferenz nach Bangkok fliegen — und anschließend sein Amt niederlegen. Am Donnerstag beendete Pöhl in Frankfurt die tagelangen Spekulationen und nannte „persönliche Gründe“: Sein Ausscheiden sei weder eine Demonstration gegen Bundeskanzler Kohl „noch ein Zeichen der Resignation“.

Zur Verärgerung Kohls hatte Pöhl die deutsch-deutsche Währungsunion als „Katastrophe“ bezeichnet. Nun steht gleich die nächste ins Haus — die europäische Wirtschafts- und Währungsunion (WWU). Pöhl hat die Politiker oft genug davor gewarnt, daß deren Folgen unübersehbar wären, falls die wirtschaftlichen Voraussetzungen in den EG-Mitgliedsländern nicht stimmen — und davon kann tatsächlich nicht die Rede sein. Entsprechend hat er in den WWU-Verhandlungen immer wieder gebremst. Wenn er jetzt geht, erspart er sich einen späteren, noch spektakuläreren Rücktritt. Pöhl gibt den Schwarzen Peter an die Regierungen zurück, und mit seiner dürftigen Rücktrittsbegründung schützt er zugleich das, was er immerhin erreicht hat. TAGESTHEMA SEITE 3

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