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Entlarvter Eierwerfer steigt bei Sozialdemokraten aus

■ Matthias Schipke kommt Rausschmiß aus der Partei zuvor und legt Amt als Vize-Jusochef nieder/ SPD ist sauer: Alle reden nur noch über die Eier

Magdeburg (taz) — Der stellvertretende Juso-Vorsitzende von Halle, Matthias Schipke, ist von seinem Amt zurück- und aus der SPD ausgetreten. Schipke war vergangene Woche bundesweit durch die Schlagzeilen gegangen, als die Fernsehbilder ihn als einen der Demonstranten identifizierten, die Bundeskanzler Helmut in Halle mit Eiern und Farbbeuteln beworfen haben.

Er wolle nach den Eierwürfen auf Kohl der Partei und ihrer Nachwuchsorganisation durch seine weitere Mitgliedschaft nicht noch mehr schaden, sagte Schipke zur Begründung für seinen Austritt, mit dem er der SPD nur um wenige Tage zuvorkam. Denn die Sozis von Sachsen- Anhalt wollten ihn vor die Tür setzen. Parteischädigendes Verhalten werfen sie ihm vor. Und zwar gar nicht mal so sehr wegen der Eierwürfe als solche, sondern weil er hinterher auch noch die eigene Partei belogen hätte. „Es ist doch klar, daß wir zunächst dem eigenen Parteimitglied mehr Glauben schenken, als dem politischen Gegner“, sagte SPD-Fraktionschef Reinhard Höppner am Freitag gegenüber der Presse. „Denn der versucht natürlich, die Eierwürfe entsprechend auszuschlachten und gegen die SPD zu richten, die in den neuen Ländern immer mehr an Boden gutmacht.“

Und weil Matthias Schipke selbst in abgeschlossenen Sozi-Zirkeln hartnäckig leugnete, mußten die Sozialdemokraten erst wie alle anderen aus dem Fernsehen erfahren, daß ihr Parteinachwuchs aus Halle sehr wohl mit Eiern auf Kohl geworfen und mindestens einmal auch getroffen hat.

„Hätte er das Ganze sofort zugegeben und sich beim Kanzler entschuldigt, hätte man die Angelegenheit als unüberlegte Handlung eines unreifen Jungen sicher ganz schnell aus der Welt schaffen können“, glaubt Höppner. Für die SPD das Schlimmste an der ganzen Geschichte: Nach dem Eklat von Halle spricht alle Welt nur noch über die Eier.

„Daß in den neuen Ländern eine politische und soziale Zeitbombe tickt, die möglicherweise ihren Teil zu den Ausschreitungen von Halle beigetragen hat, darüber spricht im Moment kein Mensch mehr“, klagt Höppner. bl.

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