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Neunmalkluges Blender-Gefasel

■ Zur Konzertkritik „Albrecht/Zimmermann“ (taz v. 10.5.91) und vielen anderen „Kritiken“

Studentus musicus, Cohrs.

Sie sind doch Student, oder nicht?!

Ja, die Vertreter Ihrer Spezies sind mit wohlbekannt, die mit todernsten Gesichtern und der Partitur unterm Arm in die Konzertsäle wieseln und diese mit noch wichtigerem Antlitz wild schnatternd wieder verlassen.

Nun haben Sie das zweifelhafte Glück, seit geraumer Zeit ihre sog. Meinung zu den klassischen Konzerten dieser Stadt auch noch öffentlich kundzutun.

Maestro in spe, mich interessiert es nicht mehr die Bohne, ob ein Solist nach den Metronomvorschriften des Komponisten gespielt hat oder nicht, ob die ersten oder zweiten oder welche Geiger auch immer die Bindebögen in der Partitur notiert haben oder nicht oder ob 14 Takte nach 137 der siebte Cellist am sechsten Pult einen Halbton zu tief gespielt hat.

Mit diesem halbwissenden, neunmalklugen Blender-Gefasel können Sie vielleicht Ihre MitkommilitonInnen in der Konzertpause zutiefst beeindrucken, verpackt als „Kritik“ in der Tageszeitung nervt das schlicht und einfach nur noch. Herr C., Musik hat vor allem — Seele! Nur die werden Sie nie erfassen, wenn Sie Konzerte mit Hochsschulvorlesungen verwechseln und in Partituren das zu lesen versuchen, was in Ihren Ohren nicht ankommt.

Zum Schluß noch eins in Ihr Poesiealbum von Hanns Eisler (dtsch. Komp. 1898 — 1962):

Wer nur was von Musik versteht,

versteht auch davon nichts.

Marriott Holste, Bremen

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