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Die Träume eines Rebellen

■ Am kommenden Mittwoch wird Georg K. Glaser in der Akademie der Künste aus seinem autobiographischen Bericht »Geheimnis und Gewalt« lesen

»Geheimnis und Gewalt«, das sei wohl die Biographie des Jahrhunderts, urteilte jüngst ein Kritiker über das Buch von Georg K. Glaser. Was der 80jährige darin beschrieben hat — die Geschichte jugendlicher Rebellion, die Straßenkämpfe in den Arbeitervorstädten der Weimarer Republik, antifaschistischer Widerstand, den Dirigismus der KP-Kader im Widerstand, Flucht, Exil, Krieg und Gefangenschaft —, ist ebenso Autobiographie wie politische Auseinandersetzung eines einzelnen mit der Macht der Apparate und dem Phänomen der Gewalt. Dagegen stehen die Träume des Rebellen, die, wie Glaser es nennt, »Suche nach der unmöglichen Bruderschaft«. Die Partei verlangt absolute Ein- und Unterordnung, bis hin zum Menschenopfer »um der Sache willen«. Die Hoffnung auf ein Leben in Würde und Freiheit dient dem Parteiapparat in seiner Selbstzweckhaftigkeit als Schmieröl, als Betriebsstoff seiner Existenz. Glaser brach mit der Partei, und hellsichtig stellte er nach der Befreiung aus deutscher Kriegsgefangenschaft 1945 fest: »Der Versuch meiner Zeit war beendet.« Daß diese Einsicht jetzt, ein halbes Jahrhundert später, zu einem aktuell gewendeten Credo gehören würde, konnte er damals nicht wissen. Er habe sich von der Seele schreiben müssen, sagte Glaser, was »nicht mehr gegolten hat. Ich hatte es gesammelt und mit mir getragen und, als Schreiben lebensgefährlich geworden war, auswendig gelernt.«

Georg Glaser kommt am 22. Mai — auf Einladung der Akademie der Künste — das erste Mal in die ehemalige DDR, wo sein Buch nie erscheinen konnte. Katharina Döbler

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