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Gabys Martyrium, Ankes Triumph

■ Gabriela Sabatini schied im Achtelfinale der German Open sensationell mit 5:7, 3:6 gegen Anke Huber aus

Grunewald. Seit Gabriela Sabatini am Donnerstag ihren 21. Geburtstag feierte, ist sie auch nach argentinischem Recht volljährig. Dieser juristische Aggregatzustand beinhaltet unter anderem das Recht, nach Herzenslust zu fluchen. Dazu hatte Sabatini, die überragende Tennisspielerin der letzten Monate, in ihrem Achtelfinal-Match gegen Anke Huber allen Grund. Die 16jährige aus Heidelberg begann ohne jede Furcht vor der großen Gegnerin, setzte diese sofort unter Druck und nutzte jede kleine Schwäche sofort aus. Sabatini bekam die Zügel nie in die Hand, ihr Aufschlag mißriet meist kläglich, sie beging viele Fehler und etliche Male entrang sich ihrem Munde ein „puta“ — ein durchaus sexistischer Fluch, der in ihrer Heimat häufiger vorkommt als das Amen in der Kirche.

Als sie schon 2:5 zurücklag, packte die bis dahin etwas tranige Argentinierin die Wut. Erbost stampfte sie den Sand vor ihren Füßen glatt und funkelte den sporadisch fallenden Nieselregen so grimmig an, als wolle sie jeden einzelnen Tropfen allein durch die Glut ihrer Blicke verdampfen. Ihre Schläge wurden härter und präziser. Sie glich zum 5:5 aus, doch zwei Platzfehler, die den Ball verspringen ließen, brachten sie wieder aus dem Konzept — 5:7.

Dann kam der Regen — und Gabriela Sabatini haßt Regen. Die Bälle werden schwer, der Platz noch langsamer, und sie kann ihre berühmte neue Errungenschaft, den permanenten Netzangriff, noch weniger einsetzen, als es ohnehin auf Sandplätzen möglich ist. Außerdem kommt sie nach Regenpausen meist nur mühsam in Gang. Prompt ging alles schief. Eine großartig spielende, nicht nachlassende Gegnerin, diverse Netzroller, im ungünstigsten Moment reißende Schlägersaiten kamen ihr immer wieder in die Quere und nach 107 Minuten hatte Sabatinis Martyrium ein Ende: Anke Huber verwandelte ihren vierten Matchball zum 6:3 — mit einem Netzroller. Matti

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