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Heckelmann beugt sich dem Polizeichef

■ Polizeipräsident soll bei Verhandlungen nicht mehr übergangen werden Schertz will »Führungskrise« um Polizeidirektor Kittlaus persönlich meistern

Berlin. Im Polizisten-Streit mußte Innensenator Dieter Heckelmann gestern zum Rückzug blasen. Polizeipräsident Georg Schertz setzte sich gegen den CDU-nahen Senator durch. »Ausschließlich« Schertz und kein anderer sei der »Verhandlungspartner« für die Senatsverwaltung, beteuerte Heckelmann nach einem Gespräch mit der Polizeiführung, an dem neben Schertz auch Landespolizeidirektor Manfred Kittlaus, Landesschutzpolizeidirektor Gottfried Heinze und Landeskriminalpolizeidirektor Schinz teilgenommen hatten. Befriedigt kommentierte der Polizeipräsident, jetzt herrsche »wieder Klarheit«, daß er selbst der Gesprächspartner für Personalkonzepte oder auch »Nachfragen« im Präsidium sei.

Noch vor einer Woche war dies, wie die taz berichtet hatte, alles andere als klar. Am vergangenen Mittwoch hatte Heckelmann neben Schertz und ohne dessen Wissen auch Kittlaus zu einem Gespräch eingeladen. Kittlaus, der im Gegensatz zu Schertz als CDU-Protegé gilt, präsentierte eigene Vorschläge für ein Personalkonzept in den zwei neuen Polizeidirektionen des Ostteils, über das Heckelmann anschließend mit Schertz beriet.

Die meisten führenden Polizeibeamten hatten sich daraufhin hinter den Polizeipräsidenten gestellt und Kittlaus für dessen »Illoyalität« und seinen Führungsstil kritisiert. Schertz umschrieb diese Probleme gestern mit den Worten, »die Führungskrise im Bereich der Landespolizeidirektion« sei »noch nicht gelöst«. Schertz selbst will nun »die bestehenden Defizite« im »Rahmen seiner Möglichkeiten« und »bis auf weiteres« durch »eigene Führungsmaßnahmen ausgleichen«.

Innensenator Heckelmann, der in den Streit um Kittlaus ursprünglich selbst eingegriffen und dienstliche Erklärungen von allen Beteiligten verlangt hatte, mußte auch an diesem Punkt gestern klein beigeben. »Entstandene Probleme« in der Polizeiführung werde der Polizeipräsident »als interne Angelegenheit der Polizei angehen«, versicherte Heckelmann.

Auf mahnende Worte wollte der Senator dennoch nicht verzichten. Nun müsse »rasch Ruhe« in der Polizei einkehren, verlangte er. Auch der CDU-Abgeordnete Dieter Hapel versuchte, die Kittlaus-Kritiker zu besänftigen. Er begrüßte das Gespräch bei Heckelmann und warnte davor, »den ausgesprochenen Streit weiterhin zu kultivieren«. Als »vollkommen abwegig« und als »Spekulationen« dementierte Hapel öffentlich gewordene Befürchtungen von Polizeibeamten, die CDU stelle die Position von Schertz als Polizeipräsident in Frage.

Grundsätzlichere Fragen warf gestern der AL-Abgeordnete Wolfgang Wieland auf: Er will sich in den kommenden Haushaltsberatungen dafür einsetzen, die Stelle von Kittlaus mit einem »Kann-Weg-Vermerk« zu versehen. Mit insgesamt fünf Führungspersonen sei die Polizeispitze in Berlin überbesetzt, meinte der Abgeordnete. Neben dem Polizeipräsidenten, seinem Stellvertreter, dem Landeskriminal- und dem Landesschutzpolizeidirektor sei der Posten des Landespolizeidirektors eindeutig überflüssig. hmt

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