AIDS-Beratung geht weiter

■ Bremen übernimmt zehn Stellen ab 1992 / Hauspflege jedoch nicht gesichert

Der Löwenanteil der Aids-Beratungsarbeit wird zukünftig vom Land Bremen finanziert. So hat es der Senat auf seiner letzten Sitzung beschlossen. Ab 1992 werden die zehn bislang vom Bund finanzierten Fachkräfte im Hauptgesundheitsamt, bei der Aids- Hilfe, im Rat-und-Tat-Zentrum sowie zwei der drei Berater im Justizvollzug vom Land Bremen übernommen. Die dafür notwendigen, zusätzlichen Finanzmittel, insgesamt etwa 800.000 Mark, sollen spätestens 1992 zur Verfügung gestellt werden. Der Beschluß war nötig geworden, weil das Aids-Sonderprogramm der Bundesregierung spätestens 1992 endgültig ausläuft.

Für das laufende Jahr hofft die Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger auf die in Aussicht gestellten „überbrückungsgelder“ vom Bund. „Sollte das schiefgehen, stehe ich persönlich dafür gerade und organisiere durch Umschichtung und Wettgelder entsprechende Haushaltsmittel, das garantiere ich“, versprach sie kurz nach der Sitzung.

Was sie nicht sagte: In Schleswig-Holstein liegt bereits eine schriftliche Entscheidung des Bonner Haushaltsausschusses vor. Darin werden Überbrückungsgelder für den Fall garantiert, daß sich das Land bereit erklärt, die Folgekosten ab 1992 zu übernehmen. Eine entspechende Regelung wäre auch in Bremen möglich.

Der Senat hat mit seinem Beschluß zwar im Grundsatz die künftige Verantwortung für die Bremer Aids-Beratung übernommen, Teile der bisherigen Betreuungsarbeit dabei jedoch ausgespart. So werden die sechs Modellstellen bei Verbänden wie der Arbeiterwohlfahrt und dem Roten Kreuz finanziell nicht mehr berücksichtigt. Sie sind es aber, die vor allem die häusliche Pflege von Aids-Kranken sicherstellen, eine Arbeit, die in Zukunft immer dringender wird.

Wie Erfahrungen von MitarbeiterInnen der Aids-Beratungstelle im Gesundheitsamt zeigen, erkranken jetzt viele der Infizierten, die bereits Mitte der 80er Jahre ein positives Testergebnis hatten. Nach Angaben von Beratungsstellenleiter Hubertus Schwarzkopf sind in Bremen offiziell 122 Aids-Erkrankungen bekannt. „Die tatsächliche Zahl ist aber wahrscheinlich viel höher“, schätzt er. „Inzwischen verdoppelt sich die Anzahl der an Aids Erkrankten bereits alle sechs Monate.“

Der Lösungsvorschlag des Senats zu diesem Problem an die Adresse der Wohlfahrtsverbände: Die bislang von Mitarbeitern geleistete häusliche Pflege Aids-Kranker soll in Zukunft über Pflegesätze abgesichert werden. Mit anderen Worten: die Krankenkassen sollen zur Kasse gebeten werden. In den Verbänden ist jedoch schon jetzt klar, daß von den Kassen wenig zu erwarten ist. Diese sind bisher nicht bereit gewesen, die tatsächlich bei der Hauspflege entstehenden Kosten zu übernehmen.

Ein Gesamtkonzept, das Aufklärung Beratung, Betreuung und Pflege verbindet, liegt bisher nicht vor. Auch wurde weder über Sachmittel noch über Gelder für Öffentlichkeitsarbeit in der Aids-Aufklärung verhandelt. bz