: Standbild: Dem Warmen Schönen Guten
■ "Die Peter-Ustinov-Gala", Sa. 22.30 Uhr, ARD
Bei seinem schauspielerischen Debüt 1955 machte er das tumbe Sandalenepos Quo vadis beinahe zu einem Vergnügen. Ein treffsicherer Politiker-Parodist ist er. 23 Theaterstücke, zehn Bücher und nicht weniger als neun Filmdrehbücher hat er verfaßt. In 40 Filmen agierte er, und am Dienstag, den 16. April 1991, wurde er genau 70 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern, haben sich die Leute von der Unesco gedacht und haben in Paris eine pompöse Geburtstagsgala inszeniert, die jeder Bewunderer von Peter Ustinovs Multitalent mit gemischten Gefühlen am Bildschirm verfolgen konnte.
Die anwesenden Politiker hätten ein Prominenten-Parlament gefüllt oder zumindest eine Gelehrten-Republik gründen können. Die Liste der Gratulanten las sich wie ein Who is Who der Musik- und Bühnenwelt. Helmut Schmidt und Edward Heath, Rolf Liebermann und Heinz Rühmann sprachen ihre Glückwünsche aus. Rührung und Ergriffenheit zählten zur dominierenden Gemütsverfassung. Doch irgendwie hat so eine Gala etwas Mechanisches. Einer nach dem anderen tritt auf die Bühne. Zuweilen beschlich einen das Gefühl, daß die Ehrung des russischstämmigen Engländers Ustinov sich zum Vorwand für ein eigendynamisches Medienereignis reduzierte. Wie um noch eins draufzusetzen, gratulierten Gregory Peck, Robert Mitchum und Steward Granger via Großbildmonitor. Telepräsente Herzlichkeit.
Da kam ein Klaus Maria Brandauer auf die Bühne. In gewohnt blasierter Überheblichkeit machte das wandelnde Selbstbespiegelungs-Kabinett sogar aus der Gratulation eine Selbstdarstellung. Und dann Thomas Gottschalk, der sich nicht schämte, mit dem Wort „Wir“ eine Verbindung zwischen Ustinov und Gottschalk herbeizudichten. So kam anscheinend jeder auf seine Kosten.
Die Härte allerdings war Dino Cartsomatis aus Las Vegas. Für Elise ließ der am Flügel erklingen. Die Schmalzgeigen im Hintergrund stammten dabei mit Sicherheit nicht von Beethoven. Mit fetten Brillantringen am Finger bearbeitete der Schnösel die Tasten. Aalglatt. Blitz, Klunker, Glitzer hätte da bei einem Mickey-Mouse-Heft in der Sprechblase gestanden.
Etwas verloren indessen sah man diesen liebenswürdigen alten Mann Peter Ustinov in der ersten Reihe sitzen. Die Kamera holte ihn immer wieder hervor, wie ein kleiner Junge Murmeln aus der Tasche zieht. Man sah ihm zuweilen an, daß der ganze Rummel nicht ganz nach seinem Geschmack war. Obwohl wirklich nicht alle Beiträge ein Griff ins Klo waren. Als etwa der Geiger Yehudi Menuhin seine Fidel betrich, legte sich eine angenehme Ruhe über den Saal. Das Miau-Duett von Monzerat Caballe und Barbara Hendricks kam ebenfalls voll rüber. Auch die Filmausschnitte waren schön anzuschauen. Obgleich diesbezüglich ein Ustinov- Porträt sicherlich ergiebiger gewesen wäre. Den passendsten Satz sagte der Geehrte am Ende selber: Den achtzigsten Geburtstag feiert er alleine, im Kreis seiner engsten Freunde.Manfred Riepe
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