: ANC bricht Gespräche ab
■ Verhandlungen mit der Regierung über Verfassung unterbrochen/ Gespräche über Ende der Gewalt sollen fortgesetzt werden/ Erneut fünf Tote bei Unruhen in Soweto
Johannesburg (afp) — Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) will vorerst nicht an den geplanten Gesprächen über die Ausarbeitung einer neuen Verfassung teilnehmen. Das teilte der Generalsekretär des ANC, Alfred Nzo, in Johannesburg mit. Die Organisation wolle aber weiterhin mit der südafrikanischen Führung über die Beendigung der Gewalt in den Schwarzensiedlungen verhandeln, Gespräche über eine neue Verfassung aber erst aufnehmen, wenn die Forderungen des ANC erfüllt seien. Die Organisation hatte sieben Forderungen an die südafrikanische Führung gestellt, darunter die nach der Entwaffnung der Zulus und der Schließung der Wohnheime für schwarze Wanderarbeiter, die immer wieder im Mittelpunkt blutiger Unruhen stehen. Die Frist zur Erfüllung der Forderungen war am Donnerstag abgelaufen. Nzo kündigte mehrere Aktionen des ANC an, mit denen die Schwarzenbewegung ihre Forderungen unterstreichen wolle. Geplant sei eine Großdemonstration am 15. Juni, ein landesweiter Verbraucherboykott sowie ein Generalstreik, dessen Termin noch nicht feststeht. Auch an dem Gipfeltreffen mit Präsident Frederik de Klerk in dieser Woche werde die Organisation nicht teilnehmen, hieß es. Nzo kritisierte die von de Klerk für Freitag und Samstag einberufene Konferenz, die nur symbolischen Charakter habe. ANC-Vizepräsident Nelson Mandela hatte bereits am Dienstag erklärt, er sehe keinen Sinn in einem Gipfeltreffen über die Gewalt, da die Regierung allein für eine Beendigung des Blutvergießens verantwortlich sei.
Nur wenige Stunden nach der Ankündigung über den Abbruch der Gespräche wurden in Soweto, dem größten Schwarzenghetto von Johannesburg, bei blutigen Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Schwarzengruppen erneut fünf Menschen getötet. Unter den Toten ist auch ein elfjähriger Junge. Aus Kreisen des ANC hieß es, Inkatha-Anhänger hätten am Nachmittag umliegende Häuser angegriffen.
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