: Stellungnahme-betr.: "Die Sprache der Pferdehändler" (Die Goethe-Herausgabe im Hause Beck), taz vom 10.5.91
betr.: „Die Sprache der Pferdehändler“ (Die Goethe-Herausgabe im Hause Beck), taz vom 10.5.91
„Die Goethe-Herausgabe im Hause Beck“, lautet der Untertitel des Artikels, der den Verlag C.H.Beck auf grobe Weise diskreditiert. Dem Verlag wird unter anderem vorgeworfen, dem Ansehen der Hamburger Goethe-Ausgabe schweren Schaden zugefügt zu haben. Eine solch starke und weitreichende Beschuldigung bedürfte aber, so würde wohl jeder erwarten, einer einigermaßen verläßlichen Fundierung und insbesondere der Unterstützung durch den Begründer und Hauptherausgeber der Ausgabe, Erich Trunz, und durch Karl Robert Mandelkow, den Mit- und Hauptherausgeber der Briefe von und an Goethe. Beide kommen in dem Artikel weder zu Wort, noch sind sie vom Verfasser des Artikels, Georg Blume, offenbar gehört worden. Es hätte sich dann ein völlig anderes, den Absichten des Artikels zuwiderlaufendes Bild ergeben.
Georg Blume ist — das wird in dem Artikel deutlich — das Sprachrohr Bodo Morawes, des zweiten Mitherausgebers der Briefe Goethes. Morawe und der Verlag C.H.Beck sind in einen langwierigen und unerquicklichen Streit verwickelt. Wäre der Autor des Artikels bereit gewesen, sich mit den Auffassungen beider Kontrahenten ernsthaft auseinanderzusetzen — und solches ist von seriösem Journalismus eigentlich zu erwarten —, dann hätte er Verlag, Verleger und Lektoratsleiter kaum mit solchem Pathos des Skandals an den Pranger stellen können. Der Verlag schickt seine detaillierte Stellungnahme gern allen Interessierten zu. Hier, im Rahmen eines Leserbriefs, können nur einige Hinweise gegeben werden.
Der Artikel suggeriert, der Verlag habe in der im Jahre 1988 erschienenen Neuausgabe der Briefe Goethes die herausgeberischen Leistungen Bodo Morawes schlichtweg unterschlagen. Das trifft nicht zu: Auf den Titelseiten der Bände ist Bodo Morawe in der gleichen Weise genannt wie in allen vorhergehenden Auflagen. Allerdings wird zusätzlich als Gesamtherausgeber aller Briefbände Karl Robert Mandelkow aufgeführt. Schon vor einem Jahr 1988, zum ersten Mal im Jahr 1976, waren Neuauflagen einzelner Bände mit dieser Gesamtherausgeberbezeichnung erschienen, ohne daß Herr Morawe hiergegen Einspruch erhoben hat. Als er im Jahr 1988 schließlich mit Vehemenz protestierte, konnte er einige bedenkenswerte Gründe für seine Auffassung anführen. Es bleibt aber festzuhalten, daß es eine von irgendeiner Seite vorgegebene oder in der Sache zweifelsfrei begründbare Formulierung für die Gesamtherausgeberschaft bei diesem Werk nicht gibt und daß mehrere Möglichkeiten in Frage kommen. Die Hamburger Ausgabe der Werke Goethes zum Beispiel nennt nur Erich Trunz als Gesamtherausgeber, obwohl an der Ausgabe neben ihm eine ganze Reihe weiterer Bandherausgeber beteiligt waren. Hier liegt einer der Gründe, warum der Einigungsprozeß zwischen Bodo Morawe und dem Verlag, in den als Dritter Karl Robert Mandelkow einzubeziehen war, nur mühsam vorankam. Die Einigung wurde aber auch erheblich erschwert durch völlig ungewöhnliche, krasse und kategorische Forderungen von Herrn Morawe bis hin zu detaillierten Vorschriften, wie die Informationsanzeigen für die Öffentlichkeit zu formulieren seien. (Der Verlag sollte sich einer Art öffentlicher Buße unterziehen.) Daß Herr Morawe gerade jetzt an die Öffentlichkeit tritt, wo auch in den letzten verbliebenen Punkten Einigung erzielt wurde und ein beträchtlicher Teil der Vereinbarungen erfüllt wurde, ist — gelinde gesagt — befremdlich. Wolfgang Beck,
Verlag C.H.Beck, München
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