: Begegnungen mit der Natur
Ende letzten Monats gab's im ostfranzösischen Jura Ärger mit besoffenen Rehen. Die Forstverwaltung warnte Autofahrer und Spaziergänger vor den berauschten Waldbewohnern. Wie es hieß, überfressen sich die Tiere im Frühjahr häufig an den frischen Knospen der Bäume, die bei der Verdauung gären und Alkohol freisetzen. Vor allem Buchenknospen haben es anscheinend in sich. Die Rehe benehmen sich jedoch nicht besonders ausfallend im betrunkenen Zustand. Keine Randale und auch kein Gebrüll, im Gegenteil, die bedröhnten Rehe bleiben oft mitten auf der Straße stehen und laufen auch nicht weg, wenn sich ein Auto oder ein Mensch nähert.
Weglaufen oder -fliegen kann auch ein einsamer Storch im Athener Zoo nicht. Der arme Kerl hatte vor einem Jahr seine Gefährtin verloren, die mit ihm die Gefangenschaft teilte. Seitdem hockt er allein in seinem Käfig. Doch er hat Freunde: Letzte Woche wurden ein Agraringenieur und seine Freundin auf frischer Tat ertappt, als sie nachts eine Gefangenenbefreiung durchziehen wollten. Als Motiv für den versuchten Storchenraub gaben die beiden „ökologische Gründe“ an. Der Storch würde unter Einsamkeit leiden, erkannten sie sehr richtig. Jetzt müssen die beiden Tierliebhaber wahrscheinlich selbst hinter Gitter. Ihnen droht eine Gefängnisstrafe zwischen drei und sieben Monaten.
Ebenfalls gut gesichert hinter Gittern saß das Tigerpärchen eines Wanderzirkusses in der Stadt Schaschkow in der Ukraine. Doch dann mußte ein bescheuerter Sowjetmensch für 1.000 Rubel seinen Mut beweisen, indem der seinen Arm durchs Gitter steckte und die Tigerin streichelte. Der Mann hatte kurz vorher schon für 100 Rubel einen Wolf gekrault. Auch die große Katzendame verhielt sich ruhig. Das gefiel dem schwer eifersüchtigen Tiger überhaupt nicht. Er biß dem Mann kurzerhand den Arm ab.
Selbst klitzekleine Tierchen können gefährlich werden. In Fort Worth in Texas ist ein 70jähriger Hobbyangler bei der Jagd nach Regenwürmern ums Leben gekommen. Mit einem selbstgebastelten Gerät, das über zwei Eisenstangen elektrischen Strom in die Erde schicken sollte, wollte Robert Johnson die Würmer an die Erdoberfläche treiben und dann problemlos einsammeln. Leider scheint der erfindungsreiche Angler nicht die geringste Ahnung von Physik gehabt zu haben. Denn da der Boden sehr naß war und Wasser bekanntlich leitet, hätte er lieber nicht die blanken Eisenstangen anfassen sollen. Karl Wegmann
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