: Schießbefehl: Jetzt trifft es Stoph, nicht Honecker
■ Der Ex-Ministerpräsident der DDR und Verteidigungsminister Keßler verhaftet/ Keßler wollte angeblich fliehen
Berlin (dpa/taz) — Wegen des Schießbefehls an den DDR-Grenzen sind der frühere Ministerpräsident Willi Stoph (76), Verteidigungsminister Heinz Keßler (71) und zwei weitere Mitglieder des früheren Nationalen Verteidigungsrates in der Nacht zum Dienstag in Berlin festgenommen worden. Am frühen Abend wurde ein Haftbefehl erlassen. Nach vertraulichen Hinweisen aus dem Bonner Verteidigungs- und Innenministerium hat der gehbehinderte Keßler offenbar geplant, sich wie Honecker in die Sowjetunion abzusetzen. Nach Angaben von Berlins Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) sollen Stoph, Keßler sowie der Sekretär des Verteidigungsrates, Fritz Streletz (64), und der Sekretär der SED-Bezirksleitung Suhl, Hans Albrecht (69), mitverantwortlich für die Todesschüsse sein. Den Ermittlungen der Staatsanwälte zufolge waren sie 1974 als Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates „mitverantwortlich für die Anordnung Honeckers, daß bei Grenzdurchbruchsversuchen rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch zu machen sei“. Einen Schießbefehl gibt es seit dem Mauerbau im Jahre 1961. SEITE 6
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