: Octavio Paz in der Akademie
Leben und Werk der mexikanischen Dichterin Sor Juana Ins de la Cruz sind das Thema des neuen Buches von Octavio Paz, das der Literaturnobelpreisträger am Dienstag in der Westberliner Akademie der Künste vorstellte. Die intellektuelle Schriftstellerin, die Ende des 17. Jahrhunderts als Nonne in einem Kloster gelebt hatte, sei die erste Frau gewesen, die das Recht auf Bildung für ihr Geschlecht gefordert habe, sagte der mexikanische Autor bei der Präsentation des Buches mit dem Titel Sor Juana Ins de la Cruz oder Die Fallstricke des Glaubens.
Um in den Genuß von Schulbildung zu gelangen, hatte Sor Juana sich als Junge verkleidet. 20jährig trat sie in ein Kloster ein, wo sie ihre literarische Arbeit an Gedichten und Komödien aufnahm. Trotz großer Erfolge in der Öffentlichkeit stießen ihre erotischen Werke bei den kirchlichen Vorgesetzten auf Befremden: Sor Juana kapitulierte vor den Kirchenführern und gab ihre schriftstellerische Arbeit auf. Die Welt der Sor Juana sei von seiner grundverschieden, sagte Paz. Das 17. Jahrhundert sei im Gegensatz zum 20. Jahrhundert barock und voller Zeremonien gewesen. Er, Paz, sei freier Schriftsteller in einer unruhigen Zeit, während seine Titelheldin am Ende eines Imperiums in der Abgeschiedenheit eines Klosters lebte. Aber wie viele Autoren habe er nach einer fremden Person gesucht, in der er sich wiederfinden könne. Sor Juana habe in einer Welt gelebt, die vom Glauben beherrscht war und keine abweichende Meinung zugelassen habe. Sie sei daher mit den Dissidenten der heutigen Zeit, die in von Ideologien beherrschten Ländern leben, durchaus vergleichbar.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen