Abriß der Deutschland- und Eissporthalle

■ Die AMK arbeitet an Plänen, die Messehallen zu erweitern/ Die Eissporthalle soll 1994, die Deutschlandhalle 1997 fallen/ Komplette Abkehr von den Plänen des Frankfurter Architekten Ungers

Berlin. Der Eissporthalle und der Deutschlandhalle droht in den nächsten Jahren die Abrißbirne. Die senatseigene Messegesellschaft AMK arbeitet zur Zeit an Plänen für eine Erweiterung der Messehallen, die einen Abbruch der beiden Bauten an der Jafféstraße vorsehen. In der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Hauptausschusses machte die FDP ein entsprechendes Konzept publik. Es sieht den Abriß der Eissporthalle für 1994 und den Abbruch der Deutschlandhalle im Jahr 1997 vor. AMK-Geschäftsführer Manfred Busche bestätigte diese Überlegungen, stufte sie gegenüber der taz aber als bloße, »in großer Eile entstandene Vorüberlegungen« ein.

Die Eissporthalle müßte zuvor durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt werden, heißt es in dem Plan. Für die Deutschlandhalle werde vielleicht ohnehin ein Ersatz in Form einer neuen Mehrzweckhalle geschaffen, sagte Busche. Die neuen Pläne würden eine komplette Abkehr von dem Entwurf des Frankfurter Architekten Ungers bedeuten, dessen im letzten Jahr ausgewählter Entwurf eine flächensparende, zweigeschossige Bebauung vorsieht. Die AMK, die bisher das Ungers-Konzept mitgetragen hatte, favorisiert nun eine eingeschossige Bebauung. AMK- Chef Busche sagte, man erhoffe sich dadurch niedrigere Baukosten. Zum früher angestrebten flächensparenden Bauen könne es mit dem Fall der Mauer eine neue »Grundeinstellung« geben, meinte Busche.

Durch »die dramatisch verschlechterte Haushaltssituation« sei die Realisierung der Ungers-Bauten im alten Zeitplan »nicht durchführbar«, bestätigte gestern auch Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD). Kritik an dem AMK-Plan übte dagegen Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). Er wies daraufhin, daß die Ausstellungsfläche bei einer eingeschossigen Bebauung auf lediglich 170.000 Quadratmeter wachsen könne, dann seien die vorhandenen Flächen »verbraten«. Der Ungers- Plan dagegen bringe 250.000 Quadratmeter ein. Der Bausenator bezweifelte auch den von der AMK erhofften Kostenvorteil. Rechne man die Kosten für die nötigen Parkplätze hinzu, belaufe sich die Gesamtsumme für das AMK-Konzept auf über 1,5 Milliarden Mark, ebensoviel wie für die Ungers-Bauten.

Weiterer Mangel des AMK- Plans: Ein 47,5 Millionen Mark teurer Keller, der im Rahmen der Ungers-Bauten bereits im Bau ist, müßte für weitere 5,2 Millionen versiegelt werden und verkäme zur Bauruine. Wie berichtet, steht die Entscheidung über den Millionenkeller jetzt schon an. Grund: Die AMK und Meisner wollen den zu dem Keller gehörigen Messebau durch drei — billigere — Schnellbauhallen ersetzen. Messe-Chef Busche appellierte gestern an die Abgeordneten, die dafür vorgesehenen 70 Millionen rasch freizugeben. Sowohl die Opposition als auch die Regierungsfraktionen wollten die Gelder jedoch nicht freigeben, solange das Gesamtkonzept unklar sei und vertagten die Entscheidung. Eine 50 Millionen teure »Ruine« wolle die SPD-Fraktion nicht, sagte ihr Geschäftsführer Horst-Achim Kern. hmt