Interview: „Allein der Austausch ist ein Fortschritt.“

Die Irak-Expertin Aida al-Kaisy über den Start des taz Panter-Workshops „Her turn - supporting Iraqi women in Journalism.“

Bild: dpa

„Gender Equality in media“ lautet das erste Thema, dem sich die insgesamt 17 Journalistinnen aus allen Teilen des Irak in den kommenden Wochen widmen werden. Zum Auftakt des von der taz Panter Stiftung initiierten Projektes „Her turn“ hielt Aida al-Kaisy, die über irakische Medien promoviert hat, einen Vortrag über die Situation von Frauen innerhalb des irakischen Journalismus.

Frau al-Kaisy, Sie haben über Monate hinweg im ganzen Irak Redaktionen besucht, wie vielen Frauen in leitenden Positionen sind Sie dabei begegnet?

Nicht vielen. Um genau zu sein gibt es im Irak gerade mal drei Frauen, die eine Redaktion leiten. Und das bei insgesamt rund 2000 Medienhäusern. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Perspektive von Frauen in der Berichterstattung kaum widerspiegelt. Nur wenn die Familien und Ehemänner es den Journalistinnen erlauben, können sie überhaupt in leitende Positionen aufsteigen.

Was bestimmt dann den Diskurs im Irak?

Generell gibt es ein übergreifendes Gefühl des Pessimismus, das die öffentliche Meinung im Irak durchdringt. Jahrelange Konflikte, Kriege, Armut und chronische Arbeitslosigkeit bestimmen einen Großteil der Diskussionen und lassen kaum Raum für Gleichstellungsdebatten. Das zeigt sich auch im Journalismus.

Inwiefern?

Journalistinnen werden allein auf Grund ihres Geschlechtes oft diskriminiert oder gar bei der Ausübung ihres Berufes körperlich attackiert. Beschwerden von ihnen werden nicht ernst genommen, Gerichte nehmen ihre Fälle oft nicht auf. Leider ist auch die Kollegialität unter Journalistinnen nicht sehr ausgeprägt.

Sie machen den Teilnehmerinnen unseres Projektes ja nicht gerade Hoffnung.

Im Gegenteil. Allein dass es mit Ihrem Projekt „Her turn“ nun ein Netzwerk von Journalistinnen aus allen Teilen des Irak gibt ist schon ein großer Fortschritt. Nur durch den andauernden Austausch und der gegenseitigen Bestärkung sich bislang von Männern dominierten Themenfeldern wie Politik oder Wirtschaft zu widmen, wird langfristig zu einer Stärkung von Frauen im irakischen Journalismus führen. Und damit letztendlich Gleichstellungsdebatten innerhalb der irakischen Gesellschaft den Weg ebnen.