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Wohin damit?-betr.: "Giftmüll soll versilbert werden", taz vom 13.5.91, "Giftmüll durch die Krise", taz vom 14.5.91

betr.: „Giftmüll soll versilbert werden“, taz vom 13.5.91, „Giftmüll durch die Krise“,

taz vom 14.5.91

Seit knapp einem Jahr bin ich Leser der taz und habe mich oft zu den kritischen und oft originellen Aussagen zu unseren vielfältigen Problemen in den neuen Bundesländern gefreut. Zu Ihrem neuen Lieblingsthema, dem Giftmüll in den Kaligruben, möchte ich jedoch meinerseits einige kritische Anmerkungen machen.

Beide Artikel sind wenig sorgfältig recherchiert, werfen unterschiedliche Fragen in einen Topf und zielen genau in die falsche Richtung. Die Redakteure sollten sich zunächst einmal die Frage vorlegen, wo sich das, was sie etwas reißerisch als „Giftmüll“ bezeichnen, jetzt befindet. Die chemisch-toxischen Abfälle und die kontaminierten Altlasten befinden sich nämlich bereits in Sachsen-Anhalt und Thüringen und den anderen neuen Bundesländern auf schlecht oder gar nicht gesicherten Müllhalden oder provisorischen Zwischenlagern der Betriebe. Darum gefährden sie das Trinkwasser nicht erst in 100 Jahren, sondern bereits hier und heute. Sie können also dort nicht bleiben. Aber wohin damit?

Eine Versenkung ins Weltmeer oder, nach bewährtem Vorbild, ein „Export“ an die noch ärmeren Nachbarn im Osten wären wohl kaum der richtige Weg! Es verbleibt also nur die Deponie in solchen Hohlräumen, die durch ausreichend sichere geologische Barrieren von der Biosphäre und vom Grundwasser getrennt sind. Eben diese Bedingungen bieten die stillzulegenden Kaligruben in Thüringen und Sachsen-Anhalt, wobei der Nachweis für jeden einzelnen Standort im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens natürlich sorgfältig geführt werden muß. Daß eine Untertagedeponie im Salzgebirge jedoch derzeitig als einzige sichere Lösung für die Beseitigung chemisch- toxischer Abfälle anzusehen ist, zeigt übrigens die seit 1972 ohne Beanstandungen erfolgte Einlagerung in der hessischen Kaligrube Herfa- Neurode, mit der nicht nur für 100 Jahre, sondern mindestens für 10.000 Jahre ein Abschluß von der Biosphäre erwartet wird.

Die beabsichtigte Einlagerung solcher Abfälle auch in die Kaligruben von Sachsen-Anhalt und Thüringen erfolgt daher nicht vordergründig, um Geld zu verdienen und auch nicht, um Arbeitsplätze zu sichern, sondern um einen unverzichtbaren Beitrag für den Umweltschutz zu leisten. [...] Dr.Ing.Dietrich Fulda, Erfurt

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