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KOMMENTAREDer Preis des Embargos

■ Die Folgen der Sanktionen für die irakische Zivilbevölkerung

Solange Saddam Hussein an der Macht ist, werde es die irakische Bevölkerung sein, die den Preis dafür zu bezahlen habe. Diese Feststellung aus dem Munde des stellvertretenden Sicherheitsberaters von US-Präsident Bush ist, auf den Punkt gebracht, Grundlage der US-Sanktionspolitik gegenüber dem Irak. Darüber, wie hoch der Preis für die irakische Zivilbevölkerung ist, wird nicht geredet. Ein paar Ärzte der amerikanischen Harvard-Universität haben eine Prognose versucht und dem Land prophezeit, mindestens 170.000 Kinder würden an Seuchen oder einfach an Erschöpfung sterben, weil das Gesundheitssystem zusammengebrochen ist und die Infrastruktur aufgrund des Embargos nicht wieder aufgebaut werden kann.

An diesem Embargo wollen die USA festhalten, solange Saddam Hussein an der Macht ist. Dessen Sturz hätte die Bush-Administration womöglich schon im März haben können. Damals signalisierten irakische Militärs der Opposition ihre Bereitschaft, sich gegen Saddam zu stellen — vorausgesetzt, die USA würden ihrerseits Zustimmung signalisieren. Was sie nicht taten. In jenen Tagen, als der Aufstand der Zivilbevölkerung das Land auseinanderzureißen und zu „destabilisieren“ drohte, war Saddam Hussein in der westlichen Feindbildskala vom arabischen Hitler wieder auf einen strategisch brauchbaren Durchschnittsdiktator zusammenzuschrumpfen. Die Chronologie dieser Ereignisse liegt, von Mitgliedern des Auswärtigen Ausschusses des US-Senats dokumentiert, auf den Schreibtischen der Kongreßabgeordneten herum — quasi als Anekdote zu „Operation Desert Storm“.

Saddam Hussein sei ein „Paria“, hat US-Außenminister Baker erklärt — und damit in der Logik der Embargopolitik auch 16 Millionen Iraker zu „Parias“ erklärt. Was das bedeutet, haben nicht nur die Ärzte aus Harvard, sondern am deutlichsten das Internationale Rote Kreuz beschrieben, das ansonsten eher zu Understatement neigt: Allein im Süden des Iraks kämpfen, nachdem sie die Bomben der Alliierten und der irakischen Armee überlebt haben, fünf bis sechs Millionen Iraker ums Überleben, weil es kein sauberes Trinkwasser, nicht genügend Nahrungsmittel, keine Medikamente gibt. Das sind nicht nur die Folgen des brutal niedergeschlagenen Aufstandes vom März, sondern auch der Bomben der Alliierten. Über diese Konsequenzen war und ist weder auf den Titelseiten noch bei CNN zu lesen und zu hören. Darüber wollten und wollen viele nicht reden, als es darum ging, den Krieg gegen den Irak als einen „führbaren“ und „gerechten“ Krieg zu legitimieren. Wer jetzt das Embargo fortführen will, der soll zumindest den Preis benennen, den er die Irakis bezahlen lassen will. Andrea Böhm

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