: O'zapft is!
■ In 20 Jahren 42.222 mal Blut gelassen: 350 LangzeitspenderInnen im Rathaus
Unter Rekord-Blutspendern (v.l.): B. Hohnhorst (1. Platz), K.-H. Bayer (5.), G. Reineke (4.)Foto: JO
“Früher war das so: Du hast dich hingelegt und neben dir hing 'ne Vakuumflasche. Dann wurde die Nadel mit dem Schlauch in die Vene gesteckt, und du konntest dir den Blutspringbrunnen in der
hierhin bitte das
Foto mit den drei
Mannsbildern
nebeneinander
Flasche in Ruhe angucken“, Bernhard Hohnhorst läßt seinen Bauch wackeln, zwinkert und zeigt auf sein Bundesverdienstkreuz. Gestern im Rathaus stand er im Mittelpunkt einer öffentlichen Ehrung.
Unter den 350 Bremer LangzeitblutspenderInnen (über 20 Jahre) ist Hohnhorst ein Vorbild. 224 mal wurde der ehmalige Kranführer, inzwischen 65, in den letzten 40 Jahren freiwillig zur Ader gelassen. „Das sind, warten sie mal, genau 112 Liter Blut, 'ne ganze Badewanne voll. Da könnte man schon drin schwimmen.“ Hornhorst läßt seinen kleinen Schnurrbart tanzen und kichert.
Anfangs alle acht Wochen, inzwischen seltener, spendet er, verdrückt Kaffee und Kekse, steckt die 55 Mark ein und geht zur Tagesordnung über. Nur manchmal, wenn er von der Arbeit zu einer Direktspende geholt wird, ist das etwas herbe, sagt er: „Da ist dann zwischen dir und dem Verunglückten ein Tuch gespannt, und beide sind an einen Dreiwegehahn angeschlossen. Dein Blut wird abgezapft in einen Behälter, der Hahn umgedreht und das Blut dem anderen reingepumpt. Immer wieder, das geht wie bei einer Kaffeemühle.“
Karl-Heinz Bayer, 71 Jahre und ehemaliger Amtsvormund beim Jugendamt, steht in der Spenderhitliste etwas tiefer. Mit seinen 108 Litern Blut war er ge
stern auf Platz fünf. Seit 1946 ist er voll dabei. „Damals bin ich sogar alle vier Wochen zum Blutspenden, weil es doch eine Lebensmittelzusatzkarte mit 'nem Gutschein für die Firma Bachmann gab. Da konnt man sich immer eine Flasche Rotwein abholen“, erzählt er. „Man fühlt sich danach wie ein junger Gott, durch die ständige Regeneration der Blutkörperchen.“
...mit Siegerehrung
Frauen waren bei der feierlichen Versammlung gestern völlig unterrepräsentiert. „Höchstens 30 waren eingeladen“, sagt Ullrich Diekamp, Leiter des Bluttransfusionsdienstes in der St.Jürgen- Klinik. Ist Blutspenden also Männersache? „Auf keinen Fall“, meint Diekamp, aber Frauen dürfen nur zweieinhalb Liter pro Jahr spenden (Männer drei Liter), wegen Menstruationsblutungen und Schwangerschaften, wo frau schon genug Blut und Eisen läßt.
Überhaupt halten sich, so Diekamp, die BremerInnen insgesamt eher zurück. „Jeder zweite von uns benötigt, bevor er ins Gras beißt, mindestens eine Blutkonserve, spenden tut aber nur jeder hundertste.“ Birgit Ziegenhagen
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