Prozesse in Kuwait vertagt

■ Anwälte: Angeklagte in der Haft gefoltert/ Geständnisse mit Schlägen erpreßt

Kuwait (afp/ap/dpa) — Ein kuwaitisches Kriegsgericht hat am Sonntag die Prozesse gegen 20 mutmaßliche Kollaborateure mit der irakischen Besatzungsmacht auf den 9. Juni verschoben. Die Angeklagten sind wegen der Zusammenarbeit mit den irakischen Besatzern, des Diebstahls, der Plünderung, der Entführung, Vergewaltigung sowie des Mordes angeklagt, meldete die kuwaitische Nachrichtenagentur 'kuna‘. Eine der Angeklagten, eine Jordanierin, war laut 'kuna‘ bereits vor der irakischen Invasion im vergangenen August inhaftiert gewesen. Sie sei zu einer viereinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt gewesen und hätte bereits acht Monate davon verbüßt. Die Iraker hätten sie nach der Invasion freigelassen, sie habe daraufhin mit ihnen zusammengearbeitet.

Nachdem erste Urteile Empörung ausgelöst hatten, sicherte Kuwaits Justizminister Ghasi Obeid As-Samar den insgesamt rund 600 Angeklagten faire Verfahren zu. So war das Tragen eines T-Shirts mit dem Bild Saddam Husseins mit 15 Jahren Haft geahndet worden. Auch am Wochenende erneuerten Anwälte von Angeklagten den Vorwurf, ihre Mandanten würden in der Haft gefoltert. Am Samstag erklärte einer der Angeklagten im Gerichtssal, er sei im Gefängnis geschlagen worden, bis er einen Autodiebstahl gestanden habe. Anschließend sei er gezwungen worden, sein eigenes Blut zu trinken. Auch mehrere andere Angeklagte berichteten, sie seien geschlagen und geschnitten worden.

Der Vorsitzende des Militärgerichts wies die Foltervorwürfe zurück. Ärzte, die vom Generalstaatsanwalt mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt worden seien, hätten keine Hinweise auf Folterungen gefunden. Verteidiger sagten dagegen, einige Fälle hätten die Ärzte so spät erreicht, daß die Wunden schon verheilt gewesen seien.