: Schiiten berichten über Exekutionen im Südirak
London/Teheran (afp/taz) — Die irakische Führung geht nach Informationen irakischer Oppositioneller weiterhin brutal gegen schiitische Aufständische und Anhänger der Rebellion im Südirak vor.
Die schiitische Oppositionspartei „Ad-Dawa“ berichtete am Samstag in London, im Südirak würden Personen, die den Aufstand gegen Staatschef Saddam Hussein unterstützt haben, von „Revolutionsgerichten“ abgeurteilt. Sie würden bei Massenexekutionen verbrannt, ertränkt, vergiftet, niedergewalzt oder lebendigen Leibes gemeinsam mit den Familienangehörigen unter den Trümmern des Wohnhauses begraben.
Die irakische Führung hatte vor kurzem erklärt, die „Revolutionsgerichte“ seien abgeschafft. Ein Sprecher der Oppositionsgruppe „Hoher Rat der islamischen Revolution“ bezeichnete in Teheran diese Angaben als Betrug, der dazu diene die ansteigende Zahl von Gewaltakten gegen die irakische Bevölkerung zu vertuschen. Standgerichte würden auch weiterhin im Südirak Massenprozesse veranstalten, um „die Rechte der Iraker zu zertreten und diejenigen zu liquidieren, die gegen das Baath-Regime kämpfen.“
Für „sehr zweifelhaft“ hält der Schiiten-Vertreter irakische Berichte, daß im Süden Iraks in den letzten Tagen etliche Schiiten durch allierte Bomben ums Leben gekommen seien, die während der Bombardierung versagt hätten und erst jetzt explodieren würden. Einige dieser Zwischenfälle mögen durch Blingänger verursacht worden sein, aber es sei „merkwürdig, daß alle Explosionen in Gebieten stattfanden, die Hochburgen des Aufstands sind“. Die Weltorganisationen sollten Saddam hindern, unter dem Deckmantel von explodierenden Blindgängern neue Verbrechen gegen das irakische Volk zu begehen.
Die heiligen Städte Nadschaf und Kerbala haben nach übereinstimmenden Angaben beider Schiiten- Organisationen unter der Niederschlagung des Aufstandes besonders stark gelitten. Das Personal und die Patienten im größten Hospital Nadschafs wurden alle hingerichtet.
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