: Mit neuen Plänen gegen alte Probleme in Hemelingen
■ GEWOBA eröffnet Sanierungsbüro in Hemelingen
Gibt es den Verdacht, daß es in Hemelingen städtebauliche Nachteile gibt? Diese Frage klingt für Gewoba-Geschäftsführer Eberhard Kulenkampff „wie ein Witz“. Doch formal muß die Stadt Bremen diese Frage so stellen, um das Gebiet zwischen Hastedt und Arbergen, Sebaldsbrück und der Autobahn auf Mängel untersuchen lassen zu können. Und wenn die dann in einem dicken Bericht dargestellt werden, können Sanierungsgebiete festgelegt werden. Für dann auszuführenden Verbesserungen kann die Stadt beim Bund Städtebau- Förderungsgelder einwerben.
Auf diesen Weg wurde vor drei Monaten die GEWOBA als Sanierungsgesellschaft geschickt. 200.000 Mark hat die Wohnungsbau-Gesellschaft zur Verfügung, und bis zum Sommer 1992 sollen die Voruntersuchungen durchgeführt werden. Gestern wurde in der Sebaldsbrücker Heerstraße 14 b das Sanierungsbüro eingeweiht. Die Hoffnung der GEWOBA: Hier sollen sich möglichst viele HemelingerInnen die Klinke in die Hand drücken, um den Sanierern um GEWOBA- Mann Christian Bruns ihr Leiden am Stadtteil zu klagen. Kulenkampff denkt aber auch an andere Themen: „Mit dem Verkehrsthema erschöpfen sich die Ansprüche an die Stadt überhaupt nicht. Auch unterhalb dieser Störungen gibt es Mißstände, die bislang nicht verfolgt wurden.“
Zum Beispiel, daß im Zentralbereich Hemelingens Gewerbebetriebe und Wohnungen Tür an Tür liegen. Hier hat Sanierer Bruns erste Gespräche mit Betrieben geführt, um denen eine „Betriebsverlagerung als Chance“ schmackhaft zu machen. Doch schnelle Lösungen für den seit 10 Jahren gebeutelten Stadtteil können auch die GEWOBA-Sanierer nicht anbieten. Bruns hofft, daß seine Arbeitsgruppe ohne andauernde politische Diskussion „mit ein bißchen Ruhe“ arbeiten kann.
Zumindest will sich die GEWOBA von den Politikern nicht hereinreden lassen. So ist der Beschluß des SPD-Parteitages, keinen Tunnel zwischen dem Mercedes-Werk und dem Autobahnzubringer zu bauen, für Kulenkampff offensichtlich noch nicht das letzte Wort. Wenn der Senat voraussichtlich im Sommer festlegt, wie die Osterholzer Heerstraße umgebaut werden soll, will die GEWOBA prüfen, welche zusätzlichen Maßnahmen zur -verbesserung der Verkehrssituation erforderlich sind und dann „vorurteilsfrei berichterstatten“ (Kulenkampff).
Daß solche Berichte nicht unbedingt die notwendigen Konsequenzen nach sich ziehen, weiß niemand besser als der ehemalige Senatsdirektor im Bauressort, Eberhard Kulenkampff, der in dieser Funktion bereits vor gut 10 Jahren Pläne für Hemelingens Zukunft erstellt hatte. Kulenkampff zu einer denkbaren Perspektive der Sanierungsplanung: „Wenn unser Bericht nicht umgesetzt wird, weil er nicht mehrheitsfähig ist, dann war das für'n Arsch.“ hbk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen