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Werden 300 Erno-Leute entlassen?

■ Proteste gegen Umstrukturierung bei der DASA / Betriebsversammlung

Die MitarbeiterInnen von der Deutschen Aerospace (DASA), ein Anhängsel der MBB-Tochterfirma Erno, bangen derzeit um ihre Arbeitsplätze. Die Befürchtung der Kollegen: Durch die Umstrukturierung der DASA im Bereich Raumfahrt werden langfristig ca. 300 Arbeitsplätze von hochqualifizierten Bremer Fachkräften überflüssig. Heiß ging es deshalb auch auf der gestrigen Betriebsversammlung her, zu der etwa 1.200 (Gesamtbelegschaft 1.463) erschienen waren. Die Betriebsleitung sei gehörig in die Zange genommen worden, berichtete Betriebsrat Reiner Nürge kurz danach. „Wir schüren das Feuer weiter und werden darauf drängen, daß unser Standort verteidigt wird.“ Die Stimmung auf der Versammlung sei auch deshalb so explosiv gewesen, weil die Betriebsleitung ständig herumeiere. Am Dienstag geht's weiter.“

Die Firmenleitung hatte am 17. Mai per Beschluß zwei Geschäftsleitungsbereiche in den Süden verlegt. Zukünftig werden Aufträge im Bereich Konventionelle Transportsysteme (Raketen, die senkrecht starten, z.B. Ariane) und Mikrogravitationssysteme (Sende- und Empfangseinrichtungen für Satelliten, Fernrohre etc.) in Ottobrunn bei München bzw. Friedrichshafen am Bodensee organisiert. „Wo zum Beispiel eine Ariane 6 entwickelt wird, entscheidet man dann dort unten“, sagt Nürge.

Freie Kapazitäten gibt es in Ottobrunn schon deshalb, weil dort die Herstellung von Lenkwaffen, Panzerabwehrhubschraubern und ähnlichem Gerät in Zukunft erheblich eingeschränkt wird. Doch nicht nur der Verlust von Arbeitsplätzen macht den Kollegen Sorgen, ihr Know-how steht auf dem Spiel. „Wir sind einmal der Leitungssitz der deutschen Raumfahrt gewesen, und auch heute haben wir noch das größte Facharbeiterpotential“, sagt Nürgen. Deshalb habe man gestern auch darauf gedrungen, daß der Sprecher der Geschäftsleitung, Werner Heinzmann, von seinem Vetorecht Gebrauch macht, um zu retten, was noch zu retten ist.

Die Geschäftsleitung dagegen versucht, zu beschwichtigen. Es sei „überhaupt kein Grund zur Sorge“, alle Arbeitsplätze würden erhalten bleiben, meint Pressesprecherin Ute Lieske-Wessendorf. Rationalisierungen seien lediglich in den Bereichen geplant, wo es durch die „Neuordnung“ zu doppelten Kapazitäten gekommen sei. „Das betrifft insgesamt höchstens 108 Arbeitsplätze, die durch Fluktuation sowieso frei geworden wären. Die werden wir einfach nicht wieder neu besetzen, das ist alles.“ Zu doppelten und somit überflüssigen Kapazitäten ist es gekommen, weil die drei Firmen Erno (Bremen), MBB (Ottobrunn) und Dornier (Friedrichshafen), einst im Wettbewerb, jetzt unter einem Dach zusammenarbeiten. bz

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