: Von Leser zu Leser
■ Betr.: LeserInnenbriefe vom 16./17.5.91
betr.: LeserInnenbriefe vom 16./17.5.91
Wenn ich Eure Leserbriefe lese, wundere ich mich.
Werner Müller stört Euer Satz: „An den Rollstuhl gefesselt“. Diese Beschreibung Herrn Schäubles findet er „unzeitgemäß“, „befremdend“, „nicht die journalistische Aufgabe“, „eine Schreckensvision“, ein Griff „in die journalistische Mottenkiste“. Schließlich fordert er natürlich „RollstuhlfahrerInnen“. Ohne diese Forderung hätte mir echt was gefehlt.
Auch zu Schäuble schreibt Udo Bahles aus dem Klever Knast, wo er, der Glückliche, Psychodrogen, „soviel man will“, konsumieren kann. Vielleicht hält er auch deshalb „Radiowellen hören und spüren“ für normal „in bestimmten Kreisen“. Jedenfalls kritisiert er, daß die Aussage „reif für die Insel“ und „Gescheiterter“ für den Attentäter gebraucht wird.
Arno Mekelburg-Nowitzki (Trend zum Bindestrich ungebrochen?) erkennt zwar, daß Ihr Meldungen von 'dpa‘ übernehmt, erwartet aber doch sprachliches Schleifen. Statt Asylantenwohnheim bitte Flüchtlingswohnheim. Leider hält er sich selbst nicht dran, spricht später von Asylgruppen und Asylpolitik. Und dann bitte noch statt Schlepper: Fluchthelfer. Und ich dachte immer, ohne Schlepper gäbe es keine Flucht...
Wie könnt Ihr noch eine lesbare Zeitung machen, wo Ihr doch jedes Wort auf die Goldwaage legen müßt? Ihr tut mir echt leid, echtIn! Klaus Rörig, Köln
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