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Die Griechen sollen Drachmen lassen

Die allzu kurzfristige Absage der griechischen Basketballer ließ den Super-Cup zum Zuschauerflopp werden/ Jugoslawien wurde zum vierten Mal Sieger, das BRD-Team belegte Platz drei  ■ Aus Dortmund Thomas Meiser

„Als ich heute morgen vor der Halle in einem Stau steckenblieb, war ich hocherfreut.“ Noch kann Veranstaltungsleiter Dirk Fischer schmunzeln, „aber dann mußte ich leider feststellen, daß die meisten Autos zur deutschen Meisterschaft der Frisöre in der Halle nebenan fuhren“, und nicht zum letzten Spieltag des vierten Basketball-Super-Cup. Und das, obwohl zu diesem bedeutenden europäischen Einladungsturnier zweifellos auch jede verirrte Möllemähne willkommen gewesen wäre.

Denn nach Kassenschluß wurden an den drei Spielorten Hagen, Wuppertal und Dortmund nur knapp 4.000 zahlende Zuschauer gezählt. „Von den 500.000 Mark unseres Gesamtetats haben wir 300.000 bis 400.000 Mark verloren“, grämt sich Fischer darob, „Gott sei Dank war es nicht allein mein Lehrgeld.“ Aber sein Unternehmen, die mitveranstaltende Westfalenhalle, wird aus dem erwirtschafteten Defizit wohl manche amortisationsgeprägte Lehre ziehen. Auf die eindeutige Zusage, den Super-Cup im nächsten Jahr fortzusetzen, mochte sich Fischer schon während des Turniers nicht mehr nageln lassen.

Die Kontinuität des Turniers zu garantieren, vermag der Deutsche Basketball-Bund allein jedenfalls nicht, er blutet nur den Obolus, der aus der mangelnden Zuschauerresonanz resultiert. Trotzdem will der Dachverband im Nachfassen so viel Liquides wie möglich heranbaggern, das Geld soll von den säumigen Griechen kommen. „Durch den Ausfall der Griechen hatten wir erheblichen Einnahmeverlust zu erleiden. Wir werden den entstandenen Schaden ermitteln und einfordern“, erklärt Günther Bullinger, der PR-Präsident des Basketballverbandes, sich zur äußerst kurzfristigen Absage der griechischen Nationalmannschaft.

Aber ob die Drachmen in der Menge rollen, wie Bullinger es sich wünscht, ist völlig unklar. Einklagbar ist der eventuell entstandene Schaden nicht, denn „zu Teilnehmerabsagen gibt es kein geschriebenes Recht, nur die Generalklausel des unsportlichen Verhaltens“, räumt Bullinger ein. So bleibt den deutschen Basketballfunktionären zunächst nur das Geißeln: „Die Griechen dürfen nicht unbestraft gelassen werden.“

Dagegen wurden die Unsrigen für Anwesenheit und Einsatz belohnt: mit fünfzehn großen Scheinen Preisgeld. Denn der deutschen Nationalmannschaft gelang es, hinter dem nunmehr viermaligen Sieger Jugoslawien und dem Olympiasieger UdSSR den dritten Platz zu erreichen. Möglich wurde die Plazierung im Mittelfeld durch einen Sieg über Italien, es war erst der vierte deutsche Erfolg in den letzten 35 Spielen beider Mannschaften. Aber im Super-Cup war schon nach neun Minuten alles klar.

In dieser Minute legt Hendrik Rödl die Führung in den Korb (15:13). In der Folge werden die Italiener leicht nervös, sie müssen Freiwürfe kassieren (23:13) und kriegen ihr Defensivspiel nicht in den Griff. Deutsche Druckpässe kommen oft von links vorn, seltener von rechts vorn an den Korb, zwei bis drei Schritte mit dem Ball, der Sprung. Und wenn der Ball der Deutschen im Korb der Italiener (34:17) liegt, steigt das Stimmungsbarometer auf die Klatschmarschmarke. „Das nennt man glatt und ohne Falten erfolgreich sein“, buhlt der Hallensprecher um noch mehr Action in der zweiten Halbzeit, „dieser Wurf müßte eigentlich vier Punkte geben.“ In der Summe aller Würfe sind es sogar wesentlich mehr Punkte: 92:76 lautet der Endstand, zu dem Deutschlands Basketballer des Jahres, Henning Harnisch, mit 28 Punkten wesentlich beigetragen hat. Da freut sich natürlich auch Svetislav Pescic, der Coach der Deutschen: „Die Italiener konnten während des gesamten Spieles praktisch nichts machen“, sagt er zufrieden nach Spielschluß, „damit haben wir gezeigt, daß wir auch gegen Mannschaften wie Italien mithalten können.“

Zu dieser verwegenen These sagt sein italienischer Kollege Alessandro Gamba nichts. Er weiß, daß seinem Team die besten Schützen gefehlt haben, weil daheim auf dem Stiefel noch Liga-Finalspiele ausgetragen werden. „Wir waren sehr langsam und haben viele Fehler gemacht. Insgesamt haben wir ein schlechtes Spiel gespielt“, gesteht er freimütig. Die Deutschen dagegen „waren heute viel besser“, sie „haben ihre Arbeit sehr gut gemacht. Gratulation. Und Ciao!“

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