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Was würden die Banken ohne Ossis machen ...

■ Die DG-Bank-Bilanz kann nur wegen der Ostexpansion ganz leicht glänzen

Frankfurt (ap/taz) — Die Deutsche Genossenschaftsbank (DG-Bank) hat in diesem Jahr, anders als die Deutsche Bank und die Dresdner Bank, nur eine leichte Ertragsbesserung verzeichnet. Wie der scheidende Vorstandsvorsitzende der DG-Bank, Helmut Guthardt, gestern zur Bilanz 1990 in Frankfurt berichtete, sank der Zinsgewinn der Bank im vergangenen Jahr gar um 41,2 Prozent auf rund 400 Millionen Mark und der des Konzerns um 8,1 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Mark. Die viertgrößte Bank der Bundesrepublik ist die Spitze eines Finanzverbundes der regionalen genossenschaftlichen Banken und der 1.600 Volks- und Raiffeisenbanken, für die sie auf den internationalen Märkten tätig ist.

Zur schlechten Ertragslage trugen nach Angaben Guthardts auch die strittigen Wertpapiertransaktionen mit französischen Banken bei. Nach heftigem Streit hatte die DG-Bank Wertpapiere für sechs Milliarden Mark zurücknehmen müssen, die sie vorübergehend nach Frankreich verkauft hatte. Nach dem Verkauf waren sie stark im Kurs gefallen. Vier DG-Beschäftigte sollen dabei Spekulationsgewinne von 21 Millionen Mark beiseite geschafft haben.

Das neue Geschäft in Ostdeutschland, das auch der Deutschen und der Dresdner Bank satte Gewinne brachte, poliert selbst die ansonsten trübe DG-Bilanz ein wenig auf: Die Übernahme des Zentralbankgeschäfts der ehemaligen Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR und der Zentralbankfunktion für die 356 ostdeutschen Kreditgenossenschaften bewirkte eine Steigerung der Konzernbilanzsumme um 9,9 Prozent auf 205,4 Milliarden Mark. Ohne Ausdehnung auf Ostdeutschland hätte die Wachstumsrate nur zwischen zwei und fünf Prozent gelegen, unterstrich Guthardt, der nach der Hauptversammlung am 10. Juni in seinem Amt von Bernd Thiemann abgelöst werden soll.

Wegen des Aufbaus in den neuen Bundesländern stieg die Zahl der Beschäftigten um rund 800 auf 5.369. In Ostdeutschland erreichten die fast 2.000 Bankstellen zusammen eine Bilanzsumme von 27,6 Milliarden Mark. Mit Übernahme des Zentralbankgeschäfts der früheren DDR- Bank für Landwirtschaft wurde das Kapital um 120 Millionen Mark auf 1,875 Milliarden erhöht.

Das Kreditvolumen wuchs in den ersten vier Monaten im Konzern um knapp fünf Prozent auf 144,4 Milliarden Mark. Die Bilanzsumme blieb jedoch wegen des saisonüblichen, diesmal zwölfprozentigen Rückgangs der Einlagen aus der genossenschaftlichen Bankengruppe mit 204,1 Milliarden Mark leicht unter dem Ergebnis des vorigen Jahres.

Als positives Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres hob Guthardt die gestiegenen Gewinne im reinen Bankengeschäft hervor. Mit 925 Millionen lagen sie im Konzern um 140 Millionen und mit 628 Millionen bei der DG-Bank um 245 Millionen höher als 1989. dri

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