: Rätselraten über Flugzeugabsturz
■ Bei der Flugzeugexplosion über Thailand kamen 223 Menschen ums Leben/ Erst acht von ihnen konnten identifiziert werden/ Anonymer Anrufer glaubt, daß eine Bombe an Bord gewesen sei
Dan Chang/Thailand (ap/taz) — Der Bauer Somsak Boonbandan sah noch die blinkenden Positionslichter über dem Grenzgebiet zwischen Thailand und Birma. Wenige Augenblicke später explodierte die Boeing 767-300 der österreichischen Privatgesellschaft Lauda Air hoch über ihm. „Es gab eine riesige Explosion im Vorderteil des Flugzeuges, und die Kanzel stürzte ab wie ein riesiger Feuerball. Sie explodierte noch einmal, als sie am Boden aufschlug“, schilderte Somsak am Montag die Katastrophe. Der Hauptteil des Flugzeuges stürzte in einem Winkel von 45 Grad in einen hügeligen Bambuswald. Dort lagen am Montag überall verkohlte Flugzeugteile, Kleiderfetzen und zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen verstreut. Erst acht der verstümmelten Leichen konnten identifiziert werden. Die Polizei in Bangkok teilte mit, in dem Großraumflugzeug Lauda Air seien überwiegend Österreicher, aber auch Deutsche und Italiener gewesen.
Die Maschine war kurz vor Mitternacht in Bangkok gestartet und in Richtung Wien unterwegs. Die Explosion ereignete sich 16 Minuten nach dem Start 160 Kilometer nordwestlich von Bangkok.
Unter den Passagieren war auch ein hochrangiger Drogenfahnder der Vereinten Nationen, der nach Angaben eines Sprechers der UNO in Wien mit einer „sehr schwierigen Mission“ beauftragt gewesen sei. Es sei nicht bekannt, ob er auf einer „schwarzen Liste“ von Drogenbossen gestanden oder ob er Drohungen erhalten habe.
Der Inhaber der Lauda Air, der ehemalige Formel-I-Weltmeister Niki Lauda, flog gestern morgen mit einer Delegation des österreichischen Innen- und Verkehrsministeriums nach Bangkok. Vor seinem Abflug erklärte er, die Maschine mit dem Namen „Mozart“ sei seit 18 Monaten im Dienst und habe nie irgendwelche Schwierigkeiten gehabt. In Bangkok würden derzeit keine speziellen Gepäckkontrollen vorgenommen. Er glaube aber nicht, daß der Sicherheitsstandard auf dem großen internationalen Flughafen der thailändischen Hauptstadt schlechter sei als auf anderen.
Der Absturz gehört zu den schwersten Katastrophen in der Geschichte der Luftfahrt. Ein anonymer Anrufer, vermutlich aus Deutschland, meldete sich nach Angaben der Kriminalpolizei telefonisch beim Flughafen Wien-Schwechat und teilte mit, er glaube, daß eine mögliche Bombe an Bord des Flugzeuges für eine Maschine der US-Fluggesellschaft United Airlines bestimmt gewesen sei. Vermutungen über einen Terroranschlag erhielten durch Angaben von Augenzeugen Auftrieb, wonach die Maschine förmlich zerplatzte und in einem Feuerball zu Boden stürzte.
Ein Sprecher von Lauda Air sagte: „Wir wissen nicht, was den Absturz verursacht hat.“
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