piwik no script img

Kampf schlimmer Finger

■ Deutsche Fingerhakel-Meisterschaften in Bayern

Wasserburg (ap/taz) — Im bergigen Süden Deutschlands, wo ein Mannsbild noch was gilt und die Burschen danach bewertet werden, wie viele Maßkrüge sie wegschlucken und wie viele Nebenbuhler sie umschmeißen können, hat sich zur heimlichen Freude der ganzen Republik manch liebes archaisches Brauchtum gehalten. Kraftproben aller Art erfreuen sich hier ganz besonderer Anhängerschaft, kann doch der örtliche Platzhirsch noch zeigen, was in seinem Bizeps steckt. Natürlich rückt der Bajuware auch zu sportlichem Wettstreit in passender Gewandung an: Lederhosen, Gamsbarthut und Haferlschuh gehören in jede alpenländische Kleidertruhe.

Zu solchermaßen geschidertem Treffen kam es auch am vergangenen Sonntag, als das oberbayerische Städtchen Wasserburg die 32. Deutschen Meisterschaften im Fingerhakeln erleben durfte. Bei dieser interessanten Sportart kommt es — gewöhnlich am Stammtisch — darauf an, den Gegner mit dem Mittelfinger am Mittelfinger „über den Tisch zu ziehen“. Nach stundenlangem Hin- und Hergezerre, als die Finger schon lang waren wie Dauerwürste, holte sich endlich der schüchterne Maschinenschlosser Leonhard Tuhrnhuber den Siegerlorbeer. Er darf sich jetzt den stolzen Titel „Hakelkönig“ auf den Verband am Finger schreiben, denn derselbe ist arg mitgenommen.

150 kolossale Ureinwohner hatten sich an dem rauhen Ritual beteiligt — an ihrem ungewöhnlich ausgeprägten Mittelfinger auch für Laien leicht als Hakelprofis zu identifizieren. Wuchten doch die Kraftmeier mit ihren schwieligen, hornhautbespannten und stark aufgedunsenen Hand-Ausstülpungen Betongewichte oder Felsbrocken bis zu 250 Kilo, um fingermäßig in Form zu bleiben. Werden solche Trainingsstunden übrigens vernachlässigt, kann das fiese Folgen haben: Der dicke Finger würde beim Wettkampf abreißen und verloren auf dem Tisch herumliegen. Uns interessiert heftig, ob das wohl schon mal passiert ist? Weiß der Bayer! moise

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen