Werden die Energiesparer eingespart?

■ Unter Rot-Grün beschlossene Energieberater haben bis heute ihre Arbeit nicht aufgenommen/ Steglitzer Stadtrat Bensel: Der Senat macht immer noch Schwierigkeiten

Berlin. Mit großen Erwartungen schickten SPD und AL sie im letzten Mai auf den Weg. 18 Energieberater sollten in den westlichen Stadtbezirken helfen, Strom und Brennstoffe einzusparen. Dazu, so die Idee, müßten sie beispielsweise die Heizungsanlagen der bezirkseigenen Gebäude auf eine energiesparende Betriebsweise umstellen und für den Einbau von Thermostatventilen sorgen. Der Clou: Die Energieingenieure sollten den Senat nach einer kurzen Anschubphase keinen Pfennig mehr kosten, weil sie für Einsparungen sorgen würden, die weit höher als ihr eigenes Gehalt liegen sollten.

Doch was in Köln, Duisburg oder Saarbrücken bereits seit Jahren blendend funktionierte, bereitet den Berliner Behörden fast unüberwindbare Schwierigkeiten. Ein Jahr nach dem Parlamentsbeschluß hat noch kein einziger der Energieberater seine Arbeit aufgenommen. Der Steglitzer AL-Umweltstadtrat Udo Bensel, der als erster und bis vor kurzem einziger Stadtrat die zwei seinem Bezirk zustehenden Stellen beantragt hatte, spricht verbittert von einer »Posse«.

Ständig, so Bensel, hätten die Senatsbau- und die Innenverwaltung »Schwierigkeiten« gemacht und ihren Unwillen gezeigt, die Stellen zu bewilligen. Erst nachdem er jetzt gegenüber der Bauverwaltung gedroht habe, den Fall publik zu machen, habe sich die Behörde geregt. »Mitte Juni«, verspricht jetzt Peter Frackmann von der Innenverwaltung, könne Bensel die zwei Ingenieursposten ausschreiben.

Der Gedanke, daß die Energieberater das eigene Gehalt selbst wieder erwirtschaften könnten, sei nun mal neu gewesen, entschuldigt sich Frackmann. Baustaatssekretär Hans Görler erinnert sich überdies an »Komplikationen«, weil Steglitz eigene Vorschläge über die Einsatzweise der Ingenieure gehabt habe, die dem Parlamentsbeschluß widersprochen hätten.

»Die Sache mit Steglitz ist erledigt«, meint Görler heute. Doch die Posse scheint damit noch nicht beendet. Bündnis 90/Grüne beantragten nämlich vor einigen Wochen, auch die östlichen Stadtbezirke mit 17 Energieberatern auszustatten. Die Einsparraten seien dort noch weit höher als im Westteil, weiß Judith Demba, grüne Abgeordnete mit Wohnsitz in Ost-Berlin. Doch SPD und CDU plädierten im Umweltausschuß für Vertagung und ein neues »Konzept«.

Der Grund: Die bisherigen Erfahrungen mit den Energieberatern müßten berücksichtigt werden. Nun fragt sich Judith Demba, welche Erfahrungen damit gemeint sein könnten — da doch noch kein einziger Energieberater seine Arbeit aufgenommen hat. Auch ihr Parlamentskollege Ulrich Meyer von der SPD versteht das nicht recht. »Das letzte Wort«, verspricht Energieexperte Meyer, »ist noch nicht gesprochen«. hmt