Stehen oder Nichtstehen?

■ Fan-Projekt stellt Ostkurvenmodell vor / Wenig Chancen für Stehplätze

Das Modell. Foto: Sabine Heddinga

Wie soll künftig die Lieblingskurve der grün-weißen Werder- Fans aussehen? Am besten mit vielen Stehplätzen, meint das Fan-Projekt, und hat gebastelt: Ein Ostkurvenmodell, Maßstab 1:50, mit zwei Rängen zwar, aber überwiegend mit Stehplätzen ausgestattet. Stufe für Stufe haben die fans seit Dezember geplant, geschnitten und zusammengeklebt, und gestern konnte die Minikurve als Modell im Schlachthof präsentiert werden: Sportsenator Volker Kröning mit Behördenanhang und die Geschägtsführer der Bremer Sport- und Freizeit GmbH, die für das Weserstadion verantwortlich ist. lobten die „tolle Leistung“, die aber wohl kaum in die Tat umgesetzt wrden kann.

Denn bereits mit der neuen Saison haben der Weltfußballverband Fifa, die europäische UEFA und er Deutsche Fußballbund den Stadionbetreibern eine lange Liste von Sicherheitsmaßnahmen aufgedrückt, ohne die Spitzenvereine in Zukunft schwere Umsatzeinbußen befürchten müssen. Danach wird der Verkauf von Stehplätzen bei Spitzenspielen erst auf 70 Prozent reduziert, vom Jahr 2000 an sogar gänzlich untersagt. Wehe dem, der da noch Stehplätze hat. Unter dem marki

gen Stichwort „Sitzen ist für'n Arsch“ führen die Fans seit Ende letzten Jahres einen emphatisch Feldzug gegen die Umbaupläne des Weserstaddions. „Jugendliche brauchen Orte, wo sie etwas darstellen können“, glaubt Gerd Suchodolski, der im Schlachthof mit dem Fan.Projekt zusammengearbeitet hat. „Auf Sitzbänken fühlen sich die Fans angekettet und beobachtet.“

Christian Vollrath vom Fan- Projekt erklärt die Gründe: „Viele haben ihre Stammplätze, während des Spiels besucht man mal eine andere Clique, geht herum, unterhält sich. Das fällt bei numerierten Sitzplätzen alles weg.“ Die Stehplätze in der Nordkurve, in die man die Fans verfrachten wolle, seinen die schlechtesten im ganzen Stadion.

Sportsenator Kröning mochte sich gestern nicht festlegen, wie die Ostkurve, der letzte Bauabschnitt in der Modernisierung des Weserstadions, aussehen könnte. „Ich will den schnellen Fertigbau“, erklärte er aber gestern sein Interesse, weil das Geld durch die Wiedervereinigung wieder einmal knapp geworden sei. 18 Millionen, so schätzt der Senator, werden die Umbauarbeiten an der Ostkurve noch einmal Kosten, dazu weitere ein bis zwei Millionen, die die neue West-und Nordtribüne konzertfähig machen sollen.

Konkreter äußerte sich der Leiter des Sportamtes und Technischer Geschäftsführer der Bremer Sport-und Freizeit GmbH, Reinhard Hoffmann. Die geplante Ostkurve werde sich an den „konstruktiven Merkmalen des Stadionausbaus orientieren, eine entsprechende Planung werde beim Hochbauamt erstellt,

Dessen Leiter Hans-Rainer Dietrich erklärte, daß man bis zum Sommer eine „Kostenberechnung und ersten Entwurf“ vorlegen werde, der sich im wesentlichen an der neuen Westtribüne orientiere. Dort waren aus 9.500 Stehplätzen gut 6.500 Sitzplätze und 3.000 Stehplätze gemacht worden.

Auch Werder-Manager Willi Lemke sah sich das Modell gestern nachmittag noch an. Was er zu sagen hatte, dürfte für die Fans kaum erbaulich gewesen sein. „Wenn ich könnte, wie ich wollte“, begann der Manager, und zählte dann die Auflagen der Fußballverbände auf. „ wir dürfen uns hier keinen Schidbürgerstreich erlauben“, mmeinte er. Im Klartext: Willi Lemke will das Stadion nicht mit Stehplätzen umbauen, die er in naher Zukunft bei Spitzenspielen nicht mehr verkaufen kann.

Und auch aus Sicherheitsgründen favourisiert Lemke die Sitzplatzlösung. „In den Stehkurven können die Randalierer auch besser untertauchen. Beim Sitzen dagegen können die Sicherheitskräfte besser beobachten.“

Markus Daschner