: Asbest-Ausstieg beschlossen
■ Blüm hofft auf Signalwirkung für Europa/ „Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost“ läuft
Bonn (afp/ap) — Deutschland soll bis Ende 1994 als erster Staat der Welt durch ein umfassendes Import-, Herstellungs- und Verwendungsverbot vom Gefahrstoff Asbest befreit werden. Das Bundeskabinett beschloß am Mittwoch in Bonn die von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) vorgelegte Asbestverbotsverordnung. Der Minister erhofft sich davon eine Signalwirkung auch für ganz Europa. Bonn werde alles tun, um die anderen EG-Staaten von der Richtigkeit seines Vorgehens zu überzeugen. Mit der Verordnung will Bonn den 1990 begonnenen Ausstieg aus dem stark krebserzeugenden Asbest konsequent fortsetzen. Das Einatmen von Asbestfasern verursacht bei Menschen Lungen- und Bauchfellkrebs. Nach der Statistik der Berufskrankheiten nimmt der Gefahrstoff Asbest mit weitem Abstand den ersten Platz bei den Ursachen arbeitsbedingter tödlicher Krebserkrankungen ein. Allein 1989 waren es 189 Todesfälle, 63 Prozent aller tödlichen Berufskrebserkrankungen. Diese Erkrankungen waren zumeist auf den Umgang mit Asbest am Arbeitsplatz vor 25 bis 30 Jahren zurückzuführen. Damals war Asbest wegen seiner Hitzebeständigkeit, Elastizität und Zugfestigkeit in etwa 3.000 Anwendungsbereichen zu Tausenden von Tonnen jährlich verarbeitet worden.
Das Investitionsprogramm „Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost“ für die neuen Länder läuft an. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Manfred Carstens, legte dem Kabinett am Mittwoch in Bonn einen ersten Zwischenbericht zu dem Programm vor, nach dem der Bund in diesem und im nächsten Jahr Investitionen von jeweils zwölf Milliarden Mark finanziert. Die Auftragsvergabe sei bereits angelaufen, berichtete Regierungssprecher Dieter Vogel. So seien für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Bewilligungen für 200 Millionen Mark ausgesprochen worden, für den Bau von Bundesfernstraßen seien Aufträge für erste Bauabschnitte erteilt, für die Reichsbahn beliefen sich die ersten Aufträge auf ein Volumen von 350 Millionen Mark.
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