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Animal Crackers

■ Kann denn Liebe zündend sein?

So ist das mit der Liebe: man sitzt im Gasthaus, man kennt so gut wie jeden, man amüsiert sich, es ist eigentlich so wie immer - nur daß man plötzlich merkt, daß die Stimmung umgeschlagen ist. Der Typ auf dem Hocker neben dir ist weder besonders hübsch noch in etwelcher Art unterhaltsam, er ist höchstens betrunken (wenn nicht das, dann eine Zumutung), auf dem Klo findest du Spritzenverpackungen, der Korn ist zu warm, das Bier schmeckt schal. Draußen, auf der Straße, gießt es in Strömen, es wird hell, du gehst nach Hause und weißt wie immer ganz genau, wonach du dich sehnst und was du niemals, nicht auf die Art, finden wirst. - Und dann predigt dieser unsägliche Max Goldt, das Leben ist langweilig, langweilig, langweilig, das Leben ist langweilig, aber immer wieder schön; da pürriert sich Rockgitarriges durch die morgengrauennebligen Boxen, du willst endlich schlafen, endlich dich verlieben, endlich wieder genau da, wo du sein willst, sein, und du weißt ganz genau, diese Jungs klingen so wie du dich fühlst, nur daß sie gerade aus der italienischen Sonne zurückkommen und gut lachen haben. Daß sie einfach genau die Musik machen, die nach es-reicht-ihr-könnt- mich-mal-ich-bin-weg klingt - und du liegst im Bett und es ist hell und du bist immer noch nicht verliebt, obwohl du genau weißt, wer genau jetzt genau hier sein sollte - und Animal Crackers klingen immer noch wie »Das Leben ist langweilig« und wie Hüsker Dü nach einem Zusamenstoß mit Joe Cocker und The Who und eigentlich ist das Leben nicht langweilig, sondern einfach nur ziemlich zum Kotzen. Und dann kommen die daher und meinen zu wissen wie's geht. Und du bist immer noch wach und allmählich nervt's. Und sie glauben trotzdem dran. Mag sein, daß es noch dunkel ist, derweil man heute abend wieder einfach nur alleine nach Hause geht. Und Animal Crackers spielen. Genau das. Und das Leben ist langweilig, aber immer wieder schön. Na so was. Erika

Animal Crackers spielen um 22 Uhr im K.O.B.

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