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Bleiben, nirgends

Durch den Nationalsozialismus in Vergessenheit geraten, von der Öffentlichkeit kaum beachtet und von der Wissenschaft erst Anfang der achtziger Jahre aufgegriffen: Frauen im Exil! Dieser mangelnden Rezeption soll nun endlich etwas entgegengesetzt werden. Unter dem Titel „Schriftstellerinnen zwischen Aufbruch und Verfolgung“ veranstaltet der Senat für Bildung, Wissenschaft und Kunst innerhalb des Arbeitsschwerpunktes „Frauen und Kultur“ diese überwiegend literarisch orientierte Reihe.

Im Mittelpunkt stehen Texte von Frauen, die um die Jahrhundertwende geboren wurden, in den 20er und 30er Jahren schreibend, tanzend, singend oder anderweitig an ihrer Zeit Anteil nahmen — engagierte und z.T. politisch aktive Frauen aus den Bereichen des Theaters, der Literatur, des Tanzes und der Politik. Zu ihnen gehören u.a. Alice Rühle-Gerstel, Gertrud Kolmar, Anna Seghers, Nelly Sachs, Hilde Rubenstein, Christa Winsloe... .

Allen gemeinsam ist der radikale Bruch ihres Schaffens durch den Nationalsozialismus im Jahre 1933. Während die Weimarer Republik engagierten Frauen Freiräume schuf, trieb der Nationalsozialismus viele in den Tod, ins Exil oder in die (innere) Emigration. Diese zwang einige schriftstellerisch und künstlerisch ambitionierte Frauen dazu, die begonnene Karriere aufzugeben. Zwar bestand das Interesse am künstlerischen Schaffen weiterhin, doch mußten sie ihre Männer oder Famielen durchbringen. Die Folge waren Sprachlosigkeit, andere Inhalte ihrer Texte und nicht selten Rückfall in alte weibliche Verhaltensmuster.

Der Bruch dieser Zeit findet sich bei den Überlebenden z.T auch in ihren neueren Arbeiten wieder. Den Organisatorinnen Denny Hirschbach und Sonia Nowoselsky-Müller ist daran gelegen, diesen Wandel in Form von Vorträgen, wissenschaftlichen Fragestellungen, aber auch Performance und evtl. durch Filme aufzuzeigen. Sie wolllen die in Vergessenheit geratenen Frauen und deren Werke in Erinnerung bringen.

Eröffnet wird der 2. Teil von „Denn Bleiben ist nirgends“ am Freitag um 20 Uhr im Vortragssaal der Kunsthalle. Neben einer Komposition von Younghi Pagh- Paan, stellt Dr. Heike Klador- Kops ihren Vortrag „Überlebensstrategie statt Lebensentwurf. Frauen in der Emigration“ vor. Ilonka Mignon Meier

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