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Revolution im Privatfunk: Einbruch bei ffn

■ Antenne Niedersachsen plus, Radio Bremen minus

Die von den privaten Hörfunkanstalten in Auftrag gegebene „Hörfunkanalyse Nord 1991“ hat zum Teil drastische Verschiebungen bei den Einschaltquoten ergeben. Das anfangs sehr erfolgreiche und nicht nur als Musikwelle gestartete „ffn“ hat danach glatte 24 Prozent an HörerInnen verloren, vor allem an den Newcommer „Antenne Niedersachsen“. In absoluten Zahlen liegt ffn immer noch vorn, es stürzte von 460.000 auf 350.000 Hörer bei der „Stunden-Reichweite“. Antenne Niedersachsen, erst seit einem Jahr auf Sendung und nur in 60 Prozent des Sendegebietes von ffn mit voller Leistung, kam immerhin auf 180.000.

Erheblich gewonnen hat auch der kleinere Hamburger Privatsender „O.K.-Radio“, der sein Programm radikal auf ein „Hit- Radio“ für jüngere Hörer umgestellt hatte und auch die kurzen Nachrichten mit schnellem Rhythmus unterlegt — er liegt nur noch knapp hinter dem privaten Marktführer „Radio Hamburg“. Dessen Hörerzahl pro Stunde sank von 150.000 auf 120.000.

Insgesamt haben die sieben Privatsender in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein die Hörer-Zahlen und damit den Werbekuchen aber nur untereinander neu verteilt — wie im Vorjahr sind es 920.000 Hörer pro durchschnittlicher Stunde. NDR 2 hat sich behauptet bei 810.000 HörerInnen (Vorjahr: 820.000). Die Hansawelle Bremen hat 220.000 Hörer und damit 20.000 weniger als im Vorjahr.

Die Betriebsräte der privaten Hörfunkanstalten haben gleichzeitig gestern gegen Pläne protestiert, die Werbezeiten beim NDR zu erhöhen. Nach ihren Informationen akqueriert die Werbetochter des NDR, „NDRplus“, schon entsprechende Werbung für Januar 1992. Beim Programm NDR 2 soll die tägliche Werbezeit von 45 auf 60 Minuten erhöht werden, bei den Landesprogrammen wird die Einführung von regionaler Werbung erwogen. Die Arbeitnehmervertreter „befürchten, daß sich Umfang und Qualität von Information und Hintergrundberichterstattung verringern würden“, schreiben die Betriebsräte. Hinter dem scheinbar programmorientierten Argument steckt natürlich die Sorge, daß die privaten Sender Werbekunden verlieren und dann zuallererst am Personal einsparen müssen.

In diesem Interesse setzen sich die Betriebsräte auch für die Werbegrenze 20 Uhr beim öffentlich- rechtlichen Fernsehen ein. Der Gesamtbetriebsrat des NDR hat sich der Stellungnahme der Betriebsräte der privaten Radio- Sender angeschlossen. K.W.

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