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Debatte um NOR schleppt sich weiter

■ Der Rundfunkbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern schlug gestern eine Zwitterlösung vor: Fernsehen mit Brandenburg und Berlin, Hörfunk mit NDR/ SFB-Intendant Lojewski widerspricht

Berlin. Im Nervenkrieg um die Gründung eines Nordostdeutschen Rundfunks (NOR) überraschte der Rundfunkbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern Joachim Steinmann gestern in Berlin mit einer neuen Variante: Auf einer Podiumsdiskussion im Sender Freies Berlin erklärte er, der Hörfunk von Mecklenburg-Vorpommern könne mit dem NDR und der Fernsehbereich in einer Anstalt zusammen mit Berlin und Brandenburg organisiert werden. Diese Zwitterlösung biete sich dann an, falls sich im Schweriner Landtag, wie abzusehen, weder für die NDR- noch für die NOR-Lösung eine Mehrheit finde.

SFB-Intendant Günther von Lojewski protestierte auf der Veranstaltung gegen diesen Vorschlag: Der NDR-Hörfunk verfüge in Mecklenburg-Vorpommern trotz besserer Sendebedingungen mit 16 Prozent nur über unwesentlich bessere Zuhörerquoten als der SFB (12 Prozent). Dieser Vorsprung rechtfertige nicht ein Zusammengehen mit dem NDR.

Lojewski wünscht sich, wie mehrfach berichtet, einen NOR als Gesamtrechtsnachfolger des SFB: Auf diese Weise wären die Arbeitsplätze des SFB gesichert. Von den Ost- Journalisten sollten so viele wie möglich übernommen werden: »Doch die journalistischen Leistungen der letzten 40 Jahre in Ost und West dürfen dabei nicht gleichgesetzt werden«, meinte der SFB-Intendant.

Fast alle 7.000 Beschäftigten im Ostberliner Rundfunk werden zum Jahresende erst einmal auf der Straße sitzen. Das erwartet Manfred Becker, Medienexperte der SPD. Die Programm- und Organisationspotentiale der bestehenden Einrichtungen im Osten sollen nach Vorstellung der SPD unter Berücksichtigng der jeweiligen Gebührenanteile in die zukünftige Arbeit integriert werden. Bei der Übernahme von Ost-MitarbeiterInnen dürfe es keine pauschale Diskriminierung geben. Redakteure dürften gegenüber technischen Mitarbeitern nicht grundsätzlich benachteiligt sein. »Die sind nicht alle ethisch, fachlich und ideologisch in Grund und Boden verderbt«, so Becker. Statt dessen seien die Ergebnisse der gegenwärtigen Fragebogen- Überprüfung je nach Einzelfall zu berücksichtigen. Auf keinen Fall wolle die Berliner SPD, daß die noch bestehenden Einrichtungen im Osten über das Jahr 1991 hinaus bestehen bleiben. Der Zeitplan des Einigungsvertrages solle eingehalten werden; er sieht vor, daß bis zum Ende des Jahres eine Neuorganisation des Rundfunks gewährleistet ist. Marc Fest

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