piwik no script img

Streit um Charlotte

■ Senat will dem Eigner des Gründerzeit-Museums in Mahlsdorf das Haus wegnehmen/ Zukunft als Angestellter

Ost-Berlin. Am Dienstag, genau zwei Tage nach dem Überfall von Rechtsradikalen auf eine lesbisch- schwule Party am Mahlsdorfer Gründerzeit-Museum, tauchten dort vier Beamte des Kultursenators Roloff-Momin auf. Kurze Zeit später warf Charlotte von Mahlsdorf alias Lothar Berfelde (63), die Gründerin des Museums, die Herren erbost vom Grundstück. Denn die hatten just zu diesem Zeitpunkt nichts Besseres zu tun, als Berfelde zu erklären, daß er fortan nur noch als Angestellter der Stadt in seinem Museum wohnen könne und nicht mehr als Eigner. Die Stadt Berlin, so die Beamten, sei nun mal Eignerin des Grundstücks und des sich darauf befindenden — von Berfelde restaurierten — Gutshauses.

Berfelde hingegen vertritt den Standpunkt, daß er Eigner des Hauses ist. Schließlich hatte er noch im Juli 1990 einen Übereignungsvertrag mit der zuständigen Kommunalen Wohnungsverwaltung abgeschlossen. Als er 1960 einen Platz für seine Sammlung suchte, hatte Berfelde das Haus vor dem Abriß gerettet.

Die Kulturbehörde meint jedoch, daß der Vertrag nie notariell beglaubigt worden und damit ungültig sei. Das sei auch gut so, meinte gestern der Sprecher des Kultursenators, Klemke. Dann könne man schneller »Landesmittel zur Resaturierung lockermachen«. Er räumte ein, daß der Zeitpunkt für die Benachrichtigung Berfeldes falsch gewählt worden sei — unsensibel sei auch gewesen, zwei ehemalige Ostbeamte mitzuschicken, die schon in den 80er Jahren versucht hätten, Berfelde das Haus wegzunehmen. Berfelde wird sich heute auf einer Pressekonferenz in Mahlsdorf äußern. kotte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen