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Proteste in China

■ Regierung der Grausamkeit gegenüber politischen Gefangenen beschuldigt

Peking (dpa) — Nach einer Protestbekundung sind Studenten der Peking-Universität vor weiteren Aktionen zum bevorstehenden zweiten Jahrestag der blutigen Niederwerfung der Demokratiebewegung scharf gewarnt worden. Zuvor hatten Studenten auf dem Hochschulgelände mit Postern und Flugblättern an das Massaker vom 4. Juni 1989 erinnert und zu Zeichen der Trauer um die Opfer aufgerufen. Die Frau eines führenden inhaftierten Dissidenten ging unterdessen am Mittwoch in Peking an die Öffentlichkeit und warf der Regierung vor, sie ziele darauf ab, die politischen Gefangenen „geistig abzutöten“.

In ihrem Schreiben an die UNO-Menschenrechtskommission und die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai), das der Deutschen Presse- Agentur ('dpa‘) in einer Kopie vorlag, wies die 27jährige Hou Xiaotian auf die „grausame und unmenschliche Behandlung“ inhaftierter Regimekritiker hin. Ihr Mann Wang Juntao, der als einer der „Hauptdrahtzieher“ der Tiananmen-Proteste zu einer 13jährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, werde im Pekinger Gefängnis Nr. 2 in einer nur vier Quadratmeter großen Zelle in Isolierhaft gehalten.

Er dürfe keine Kontakte zu anderen Gefangenen haben und auch keine körperliche Tätigkeit ausüben. In der Anstalt seien unter gleichen Umständen noch weitere verurteilte Dissidenten und auch der Studentenführer Wang Dan untergebracht. Die unwürdige Behandlung sei darauf gerichtet, ihren Geist und ihre normale Denkfähigkeit zu brechen und sie schließlich zu „Idioten und Verrückten“ zu machen. Unterdessen tauchten Hunderte von Flugblättern auf, die von einer unbekannten Untergrundgruppe gezeichnet waren, und auf denen die Freilassung von Dissidenten gefordert wurde.

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