Kein Winterschlaf für die Arktisforschung

■ Ostdeutsche Station „Georg Forster“ wird gesponsert

Potsdam. Die Antarktisstation „Georg Forster“, die 15 Jahren von der DDR als Forschungsbasis in der Schirmacheroase errichtet worden war, hat ihren Platz in der gesamtdeutschen Antarktisforschung gefunden.

Die Station im Königin-Maud- Land wird künftig wie die westdeutsche Basis „Georg von Neumayer“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven organisiert und gesponsort.

Die ehemalige Koordinationsstelle aller DDR-Antarktisaktivitäten, der Bereich Polarforschung am Zentralinstitut für Physik der Erde in Potsdam, hofft, im Ergebnis der Evaluierung in eine Außenstelle der Bremerhavener Forschungsstätte mit in das wissenschaftliche Programm einbezogen zu werden.

Als 1976 der Containerkomplex von der DDR in die Schirmacheroase gestellt wurde, dachte man eigentlich nur an eine Nutzung für drei Jahre. Anfang der achtziger Jahre wurde er jedoch zu einer Forschungsstation mit Chemie-, Elektronik- und Fotolabor sowie einer Geomagnetik-Meßhütte ausgebaut. Zur notwendigen Rekonstruktion, im Jahr 1989 angedacht, sollte es nicht mehr kommen. Sie wurde von ostdeutschen Wende- Winden weggeblasen. So bleiben Entsorgungsmängel bis auf den heutigen Tag ungelöst. Die Folge: Die Station soll künftig vorwiegend im antarktischen Sommer, wenn die Temperaturen steigen, genutzt werden. Professor Hans-Jürgen Paech vom Potsdamer Institut sieht jedoch nicht nur Altlasten, die die ostdeutsche Polarforschung mit der „Georg Forster“ der gesamtdeutschen Wissenschaft übergibt. Gegenüber 'adn‘ sagte er: „Wir bringen eine gute Mitgift in die Ehe ein.“ Paech nennt als erstes die guten Verbindungen zu Einrichtungen in der Sowjetunion, mit deren Hilfe die DDR 1959 in die internationale Antarktisforschung einsteigen konnte. Seitdem arbeiteten mehr als 200 ostdeutsche Wissenschaftler und Forscher südlich des 60. Breitengrades. Bis zur Errichtung der „Georg Forster“ hatten sie an sowjetischen Expeditionen teilnehmen können. Später sei man mit Technik und bei der Versorgung unterstützt worden.

Eine „unvernünftige Doppelung“ der Forschungsinhalte beider deutschen Stationen kann der Potsdamer Professor nicht feststellen. Sie seien in der Antarktis über 700 Kilometer voneinander entfernt. Zudem befinde sich die eine nahe der Eismeerküste, während die andere auf dem antarktischen Kontinent liege. Daraus resultierten unterschiedliche Forschungsergebnisse.

Die Zusammenarbeit aller deutschen Antarktisforscher habe nach der Vereinigung nicht bei Null beginnen müssen, so Paech gegenüber 'adn‘. Auf dem kühlen Kontinent wurden die Kontakte bisweilen heißer gepflegt, als es politische Restriktionen erlaubten. Holger Paech