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Damit der faule Bürger seine Ruhe hat

■ Samstag abend um 22.25 Uhr läßt Sat.1 die britischen „Profis“ wieder von der Leine

Wenn Bodie und Doyle, die beiden Top-Agenten des paramilitärischen Geheimdienstes CI5, die Jagd nach Spionen, Terroristen, Gangstern oder korrupten Politikern eröffnen, tut sich etwas auf dem Bildschirm. Dann wird Action geboten, wie sie der Fernsehzuschauer Anfang der achtziger Jahre zuvor so noch nicht gesehen hat.

Bei den Profis sieht man, wo der Etat von 115.000 Pfund pro Folge geblieben ist. Ideologisch war man ebenfalls nie zimperlich, und die Botschaft war von Anfang an klar: Damit der faule Bürger seine Ruhe hat, müssen ein paar harte Soldaten so ziemlich alles dürfen, um Bedrohungen vom Staat abzuwenden. Und schon gar nicht sollten blöde Bürger die Möglichkeit bekommen, diese tapferen Burschen auch noch demokratisch zu kontrollieren.

Ausgedacht hat sich die Serie Anfang 1977 der Autor-Produzent Brian Clemens, der in den sechziger Jahren maßgeblich am Erfolg von Mit Schirm, Charme und Melone beteiligt war. Sein Konzept: eine Serie über eine Elitetruppe, die, am Rande der demokratischen Kontrollinstanzen mit bedenklichen Kompetenzen ausgestattet, alles jagen darf, was den sonstigen Sicherheitskräften durch die Maschen geht. Dabei sollte diese fiktive Organisation CI5 völlig auf ihren „Führer“ eingeschworen sein, der wiederum nur dem Premierminister (und eigentlich nicht mal diesem) untergeordnet ist. Keine Serie für Bürgerrechtler oder eingeschworene Demokraten. Aber Brian Tesler, dem Chef von London Weekend Television, gefiel das so gut, daß er Clemens und seinem Partner Albert Fennell sofort grünes Licht gab. Deren Produktionsgesellschaft „Mark 1“ begann mit den Vorbereitungen, und ab Juni 1977 wurde in den Pinewood-Studios gedreht. Als Line-Producer wurde der Ex-Cutter und Regisseur Sidney Hayes verpflichtet. Er war maßgeblich für den Look der Serie verantwortlich, für diese Mischung aus hart und schnell geschnittenen Actionszenen und ungewöhnlich vielen Außenaufnahmen.

Fast 90 Prozent jeder Folge wurde on location, meist in und um Wembley, gedreht. Die Produktionsbedingungen waren mörderisch: Jede der 58 Folgen, die zunehmend mit komplizierten Actionszenen und Special Effects vollgepackt wurden, mußte in zehn Tagen abgedreht sein.

Das technische Team konnte man nach jeder Folge austauschen, aber nicht die beiden Agentendarsteller Martin Shaw und Lewis Collins, die in 80 Prozent jeder Episode vor die Kamera mußten und die meisten Stunts selbst machten. Das hieß für die beiden einen 16-Stunden-Arbeitstag. Keiner von ihnen wollte 1981 seinen Vierjahresvertrag verlängern, und so wurde die Serie auf dem Höhepunkt ihres Erfolges (verkauft in mehr als 50 Länder und allein in England regelmäßig 20 Millionen Zuschauer) eingestellt. Die Gagen der Stars hielten sich in Grenzen: Pro Folge bekam Collins 2.400 Pfund, Shaw 2.200 Pfund und der nur zornig als Chef herumhumpelnde Gordon Jackson 3.700 Pfund.

Eigentlich wollte der Nichtraucher, Abstinenzler und Vegetarier Shaw bereits nach dem ersten Jahr aussteigen. Er war es auch, der durch einen Gerichtsbeschluß erwirkte, daß die Serie 1985 in England nicht wiederholt werden durfte. Der Körnerfresser hatte Angst um sein Image als Schauspieler und brachte so eine Menge Kollegen um ihr Wiederholungshonorar. Collins, einstiger Beat-Musiker aus der Mersey- Szene, war privat von ähnlich militanter Gesinnung wie sein Seriencharakter und verbrachte die Wochenenden bei den Manövern einer Freizeitarmee und beim Fallschirmspringen. Nach ein paar Hauptrollen in Söldner- und SAS-Filmen (Geheimkommando Leopard, Das Kommando) ging er in die USA, um ein internationaler Action-Star zu werden.

Bisher hat's wohl damit nicht so geklappt. Die Serie jedenfalls ist bis heute ein Welterfolg und ließ so manchen glauben, daß es in England tatsächlich einen CI5 gibt. Zumindest lybische Zuschauer glauben es, als sie 1980 nach dem Kommandounternehmen der SAS gegen die iranische Botschaft in London an die Wände der britischen Botschaft in Tripolis schrieben: „Down with CI5“. Martin Compart

Sat.1 sendet jeweils Samstags um 22.25 Uhr Wiederholungen von 41 sowie 17 neue Folgen der Profis.

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