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Ex-Bankier Koskotas an Athen ausgeliefert

Athen (ap/taz) — Der ehemalige griechische Bankier Georgios Koskotas, der als Hauptverdächtiger in einem großen Finanzskandal in seiner Heimat gilt, ist am Samstag von den USA an Griechenland ausgeliefert worden und nach Athen zurückgekehrt. Er wurde noch im Flugzeug Polizeibeamten übergeben, die ihn mit großer Eskorte ins Gefängnis von Koridallos, einem Vorort von Piräus, brachten. Für seine Ankunft, die vom Fernsehen übertragen wurde, waren Sicherheitsvorkehrungen wie für einen Staatsgast getroffen worden. Mehrere hundert Polizisten hatten den Flugplatz mit Schützenpanzern abgeriegelt.

Koskotas soll zunächst als Zeuge in dem gegen den einstigen Ministerpräsidenten Andreas Papandreou und andere Beschuldigte anhängigen Prozeß als Zeuge aussagen. Koskotas selbst hat sich dann später wegen des Verdachts der Veruntreuung in Millionenhöhe zu verantworten. In beiden Prozessen geht es um die Rolle von Koskotas als ehemaliger Direktor der Bank von Kreta. Der heute 38jährige wird beschuldigt, den Kauf der Bank mit den Einlagen seiner eigenen Bankkunden finanziert zu haben. Auch später soll er sich immer wieder aus der Bank selbst bedient haben. Insgesamt geht es um eine Summe von 300 bis 400 Millionen Mark. In die illegalen Transaktionen und Betrügereien waren offenbar auch führende Politiker der sozialistischen „Pasok“ eingeweiht. Die damalige Regierungspartei deckte den Skandal über Monate. Außerdem sollen rund 20 Millionen Mark Bestechungsgelder von Koskotas an die Pasok geflossen. Als die Affäre schließlich ruchbar wurde, konnte der Betrüger unter dubiosen Umständen ins Ausland fliehen. Ex- Ministerpräsident Papandreou bestreitet in dem Bestechungsprozeß alle Vorwürfe. Eine Schlüsselfigur der Affäre, der Papandreou-Vertraute und Ex-Minister Menios Katsourjorgas, brach kürzlich bei seiner Vernehmung vor Gericht zusammen und starb. Licht in das Dunkel der Affäre kann wohl nur noch Koskotas selbst bringen. Ob der vor Gericht die Wahrheit sagt, bleibt abzuwarten. klh

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