Erneut schwere Unruhen in Südkorea

Seoul (dpa) — In Südkorea haben gestern wieder Zehntausende von Demonstranten gegen die Regierung des Präsidenten Roh Tae Woo protestiert. In der Seouler Innenstadt gingen rund 10.000 Studenten und Dissidenten auf die Straße und forderten den Rücktritt Rohs und die Auflösung seiner Regierungspartei.

Nach einem friedlichen Beginn der Demonstration lieferten sich die Teilnehmer wieder Straßenschlachten mit der Polizei, als diese versuchte, mit Tränengas die Demonstrationen aufzulösen. Die Hochschüler wehrten sich mit Brandbomben und Steinen. Die Zusammenstöße dauerten bis zu den späten Abendstunden an. Gleichzeitig gingen gestern auch in den Städten Pusan und Kwangju Studenten zu Antiregierungsprotesten auf die Straße. In der westlich gelegenen Stadt Kwangju war gestern morgen ein Schüler gestorben, der sich vor 16 Tagen aus Protest gegen die Regierung selbst verbrannt hatte. Es war die achte Selbstverbrennung, alle acht jungen Menschen sind inzwischen gestorben.

Ende April hatte der Tod eines von der Polizei geprügelten Studenten eine Welle von Demonstrationen in Südkorea ausgelöst, die schließlich zum Rücktritt des Premierministers und einer Kabinettsumbildung führten. Opposition und Studenten halten die Neubildung der Regierung für unzureichend und verlangen weitergehende demokratische Reformen. Zusätzlich genährt wurden die Proteste Ende letzter Woche, als eine junge Studentin während gewaltsamer Ausschreitungen angeblich von Demonstranten zu Tode getrampelt wurde.