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Sozi nur als Übergang

■ Studie über Sozialhilfebezieher veröffentlicht

Drei Viertel aller Sozialhilfeempfänger beziehen nur vorübergehend Unterstützung. So lautet das überraschende Ergebnis einer Untersuchung, die der Bremer Sozialwissenschaftler Stephan Leibfried seit 1987 durchgeführt hat. Bisher war man immer davon ausgegangen, daß analog zur Arbeitslosigkeit der langfristige Sozialhilfebezug das „eigentliche Problem“ sei.

Weitere Überraschung der Studie: 88 Prozent der Hilfeempfänger gehören zu der Kategorie der „Wartenden“, das heißt sie haben Ansprüche an das Arbeitsamt, wie Arbeitslosengeld- oder hilfe. Für zehn Prozent steht der Rentenbescheid noch aus und weitere zwei Prozent haben ihre Ausbildungsförderung noch nicht erhalten.

„Es ist sicherlich nicht übertrieben festzustellen“, sagte gestern bei Vorstellung der Studie Sozialsenatorin Sabine Uhl, „daß sich zu einem nicht geringen Teil der Sozialstaat auf diese Weise seine Armen selber schafft.“ Die eingetretenen Notlagen seien vor allem Folge der verwaltungsmäßigen Ineffizienz der Behörden.

Für die Durchführung der Erhebung wurde vom Senator für Jugend und Soziales 1987 ein Stichprobenarchiv angelegt, das in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Sozialpolitik bis heute fortgeführt wurde. Damit, so Uhl, sei in Bremen der Grundstein für eine „kommunale Armutsberichterstattung“ gelegt worden. bz

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